Auf den ersten Blick erscheint das Grab des Hapuseneb (TT 67) ein
wiederverwendetes Grab aus der Zeit des Mittleren Reiches zu sein. |
Die Fassade mit ihren nachträglich verbauten Interkolumnien erweckt
diesen
Eindruck. Nichts wäre leichter wie eine geböschte Fassade der Pfeiler
abzuarbeiten und somit die Pfeiler schlanker zu machen. Die, wie im
Mittleren Reich durchgängigen, Pfeilerzwischenräume können
nachträglich zugemauert werden. |
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Auch eine Raumhöhe kann geändert werden, besonders wenn sie lediglich
angehoben werden müsste um "modernen" Maßstäben des frühen Neuen
Reiches gerecht zu werden. Um die Frage zu klären muss wohl das
gesamte Grab angeschaut werden. |
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Betrachten wir den nebenstehenden Plan, so sehen wir ein unfertiges
Grab. Die rechteckige Kultkammer mit ihren 4 Säulen sollte scheinbar
erweitert werden. Diese Erweiterung wurde aber gestoppt und die
bereits abgetragenen Wandteile wieder aufgefüllt. |
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Plan Fig. 179 aus Kampp, Nekropole;
nachbeschriftet
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Blick in die Kapelle mit südlicher
Ausbuchtung
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Die Kapelle präsentiert sich im Rohzustand. Sollten hier einmal Abgänge
in eine Grabkammer geplant gewesen sein, so wurden sie nicht fertig
gestellt. Die heute in einem sehr zerstörten Zustand anzutreffende
Kultkammer war ursprünglich bemalt. |
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Der Zustand lässt nicht erahnen, dass sich noch farbenfrohe
Malereireste in dieser Kammer befinden. Über größere Strecken haben
sich auf der Decke Malereien erhalten. An den Kapitellen der Säulen
finden sich Darstellungen des Grabinhabers. |
Blick durch die Kultkammer auf die
Kapelle
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Die Malerei im Grab ist ausnahmslos aus der Zeit des frühen Neuen
Reiches, als Hapuseneb - ein Zeitgenosse Hatschepsuts - es sich als
Grabstätte fertig stellen ließ. Hapuseneb ist neben seinem Grab auch
noch von Statuen und einer Kapelle in Gebel el-Silsila bekannt [1]. |
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Die Decke der Kultkammer war mit unterschiedlichen Mustern verziert.
Während die Decke der süd-östliche Hälfte des Raumes ein Muster aus
weißen Blumen [2] zierte, war der direkte Durchgang vom Korridor zur
Kapelle mit einem geometrischen Muster geschmückt. Diesen Mix aus
verschiedenen Mustern an Decken finden in zahlreichen Gräbern. Was
hier im Bild wie ein Riss in der Decke erscheint ist ein Absatz. |
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Deutlich kann man auf diesem Bild ersehen, dass die Decke dieser beiden
Raumviertel niedriger ist als die des Durchganges und auch der
westlichen Raumhälfte. Wo sich sonst im Grab ein Cheker-Fries unter
der Decke entlang zieht befindet sich an dieser Stelle ein
Inschriftenband von dem nicht viel mehr wie der Name des Grabherren
vor dem zerstörten Kopf noch zu entziffern ist. Zugleich zeigt das
Bild den Grabherren in anbetender Haltung zum Grabausgang hin
orientiert vor einem Opferaufbau. Es handelt sich hierbei um ein
Kapitell. Unter dem Bildnis wurde der Pfeiler zur Säule abgerundet.
Eine Erklärung für die Unterschiede der Deckenhöhe in einzelnen
Raumabschnitten ist mir nicht bekannt. |
Soweit nichts was eine Hilfe zur Datierung des Grabes ist. |
Gehen wir etwas weiter nach draußen, in den Korridor. Auch hier Spuren
der Bemalung. Das Band des Cheker-Frieses unter der Decke. Der Kopf
des Grabherren mit Resten einer Inschrift. Am linken Bildrand noch
zu erkennen, die Raumhöhe des Korridors liegt über der Höhe des
Durchganges. Ebenso noch in Resten zu sehen ist, dass der Korridor
sich für den Durchgang, die Tür, verengt. Im Mittleren Reich geht er
ohne Unterbrechung, ohne Verengung in die Kultkammer über. |
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Die Verengung ist aus dem anstehenden Fels gearbeitet. Kein
Datierungskriterium. Der Durchgang zur Kultkammer war auch im
Mittleren Reich bereits aus dem Stein gearbeitet. Ganz anders der
Durchgang vom Pfeilergang zum Korridor. Dieser geht im Mittleren
Reich nahtlos, ohne betonte Türkammer, ineinander über während wir
im frühen Neuen Reich auch hier eine aus dem Stein gearbeitete
Türkammer vorfinden. |
Im Korridor finden sich nur wenige Spuren von Dekoration. Betrachten
wir den Eingang zum Korridor. |
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Das linke Bild zeigt die Durchgangssituation aus dem Korridor heraus.
Deutlich zu sehen eine Türkammer [3]
aus dem anstehenden Felsen gearbeitet. Das rechte Bild zeigt die
Durchgangssituation von der Querhalle aus. Zu erkennen ein erhabenes
Türgewände aus Stein. Auch dieser Teil des Grabes weist auf eine
Entstehung im frühen Neuen Reich hin. |
Einzig der erste Anschein, die Fassade mit den großen Interkolumnien
scheint entweder der Anfang eines unfertigen Grabes aus dem
Mittleren Reich zu sein, oder von dem Erbauer der Anlage im frühen
Neuen Reich als Rückgriff auf die Form des Mittleren Reiches geplant
worden zu sein. |
Nicht überbewerten sollte man an dieser Stelle die aus Ziegeln
gemauerte Tür, oder Verengung, im Mittelbereich der Grabfassade. Sie
kann auch in schlechter Gesteinsqualität begründet liegen oder
Zeugnis einer Bauplanänderung sein. |
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Trotz allem lassen sich hier am südlichen Ende des Grabes die
Felsreste am Boden nicht übersehen. Reste einer ehemals geböschten
Fassade? Oder einfach nicht fertig gestellt? |
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Friederike Kampp weist darauf hin, dass es sich hierbei auch um einen
stehen gelassenen kleinen, vorspringenden Sockelstreifen handeln
kann. Diesen findet man auch beim Grab des Senenmut (TT 71) und dem
Grab des Puimre (TT 39). Sie folgert: Aufgrund der gesammelten
Erfahrung beim Vergleich verschiedener Portikusgräber und der
Gestaltung des Zugangs zur Längshalle erscheint es derzeit
wahrscheinlicher, kein MR-Grab in der Vorläuferform von TT 67 zu
vermuten, sondern einen Bau aus der ausgehenden XVII./beginnenden
XVIII. Dyn. - falls nicht sogar die gesamte Planung des
Portikusgrabes auf @p.w-snb zurückgeht, der dann selbst eine
Planänderung vornahm. [4] |
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