Ostrakon

MMA 22.3.30

aktualisiert am: 05.09.2008


Im Schutt von Naville's Dump [1] fanden die Arbeiter Winlocks das zerbrochene Ostrakon MMA 22.3.30 [2], mit einer roten Skizze auf dem Sandstein.

Arnold, Mentuhotep Notes, Tf. 15b  und fig. 9 oben

Winlock interpretierte es als Architektendarstellung des Gartens vor dem Tempel, während Arnold darin eine Darstellung des Hypostyls im Bereich des Sanktuares sieht.
 
Winlocks Interpretation: kurz nach der Entdeckung des Tempelgartens im Bereich vor der untersten Kolonnade fanden Arbeiter das in zwei Teile zerbrochene Ostrakon. Winlock sah darin den südlichen Bereich des Gartens mit der Rampe. Als Rampe interpretiert er den dunklen Teil im oberen Bereich. Die Kreuzungspunkte des Gitternetzes sind die Stellen an denen die Bäume gepflanzt wurden. Dem Original lässt sich entnehmen, was das Foto nicht hergibt, auf dem linken Teil der Skizze wurde eine Quadratreihe getilgt. Da der Tempelgarten nicht symmetrisch ist in der Anzahl der Baumreihen im Süden und Norden, vermutete Winlock hier eine entsprechende Korrektur der Baumreihen. Übrig blieben drei Reihen mit sieben Bäumen, was seinen Funden an Pflanzlöchern dieser Seite entsprach.
Dieser Betrachtung des Ostrakon folgte die Literatur in den kommenden Jahrzehnten.

Arnolds Vorschlag einer antiken Darstellung des Gartens
Arnold, Mentuhotep Notes,
fig. 9 unten

 
Arnolds Ansicht: er bemerkte Unstimmigkeiten in Winlocks Betrachtung. So fehlten die beiden Baumreihen mit den großen Pflanzlöchern. Zudem ist in der Mittellinie deutlich ein Punkt in einem freien Bereich zu sehen.
Auch Arnold möchte in dem Stück eine Architektenzeichnung eines Teilbereiches des Tempels sehen.

Ausschnitt aus: Arnold, Mentuhotep Notes,Tf. 38

Arnold, Mentuhotep Notes, fig. 9 oben

Auf der Suche nach einem passenden Bereich fand er Ähnlichkeiten beim Hypostyl (Zeichnung oben links). Am westlichen Ende des Hypostyls befindet sich der Speos - auf dem Ostrakon die Verlängerung hinter dem dunklen Bereich oben rechts. Der dunkle Bereich stellt dann den Altar vor dem Speos dar, mit seinem Treppenaufgang. Hierzu bemerkt Arnold, dass bei einer korrekten Darstellung dieses Altares seine bisherigen Rekonstruktionen [3]zum Altar zu korrigieren seien. Der Treppenbereich wäre dann deutlich zu kürzen, so dass er im zweiten Interkolumnium endet. Südlich vom Altar befinden sich vier Säulenreihen die auf dem Ostrakon korrekt wiedergegeben wären. Unpassend ist lediglich der freie Bereich vor dem "Altar", dieser ist im heutigen Baubefund des Hypostyls nicht gegeben. Da auch die Wände des Sanktuares um den Altar nicht dargestellt sind, die nach Arnold allerdings erst später eingefügt wurden [4], möchte er in dem Stück entweder eine frühere Bau - oder Planungsphase des Hypostyls sehen. Damit wäre auch die Entfernung der linken Reihe auf dem Ostrakon in Einklang zu bringen.
 
Nach Gegenüberstellung beider Erklärungen und der Zeichnungen ist meines Erachtens Arnolds Interpretation des Ostrakons der Vorzug zu geben.
 

1 "Naville's Dump" ist ein Bereich im Süd-Osten vor der Umfassungsmauer des Mentuhotep Tempels in dem während der Ausgrabungsarbeiten von E. Naville der Grabungsschutt abgeladen wurde.

2 Das Ostrakon mit der Signatur Nr.: MMA 22.3.30 befindet sich heute im Metropolitan Museum New York.

3 Dieter Arnold: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band I. Architektur und Deutung.  Mainz 1974, S. 42 und Tf. 33 und: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band II. Die Wandreliefs des Sanktuares. Mainz 1974 Abb. 6

4 Dieter Arnold: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band I. Architektur und Deutung.  Mainz 1974, S. 42

 
Literatur:

Dieter Arnold: The Temple of Mentuhotep at Deir el-Bahari. From the Notes of Herbert Winlock. New York 1979

Sommers Clarke - Reginald Engelbach: Ancient Egyptian Masonry, London 1930, p 57ff und fig. 59

Reginand Engelbach: An architect's project from Thebes, ASAE 27/1927, p. 72-75

Herbert E. Winlock: The Egyptian Expedition 1921 - 1922, in: BMMA II 17/1922, p. 26-27

 

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