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Das politische Programm des Horusnamens

last update: 05.09.2008

 

Nach allgemeiner Ansicht drückt der Horusname, zu Beginn einer Regentschaft angenommen, eine Art Regierungsprogramm aus.
 

Mentuhotep Nebhepetre hat insgesamt 3 Horusnamen. Sein politisches Programm müsste demnach entscheidende Änderungen erfahren haben. Louise Gestermann versucht diese in ihrer Dissertation [1] zu erklären. 
 

Der erste Horusname %anx-jb-tAwj ähnelt denen früherer Herrscher. "Der die Herzen der beiden Länder leben lässt"  ist nach ihrer Ansicht von demselben unspezifischen Aussagewert wie der Horusname von Antef I. %hrw-tAwj "Der die beiden Länder zufriedenstellt" oder bei dem herakleopolitanischen Herrscher Mrjj-jb-tA-wj.  
Diese Namen betonen lediglich die Verantwortung und den Anspruch des Herrschers auf das gesamte Land. Weiteres lässt sich aus ihnen nicht herauslesen.
Zur Zeit des Herrschaftsantrittes Mentuhotep Nebhepetres gehörte aber nicht Gesamtägypten in seinen Machtbereich.
Zur Verdeutlichung führt sie Ergebnisse einer Arbeit von Schenkel (Frühmittelägyptische Studien. Bonn 1962) an, die aufgrund der Lautverschiebung w > j in Inschriften herakleopolitanischer Beamten in Assiut, deren Herrscher Mrjj-kA-Ra.w zeitlich mit der frühen Namensform Mentuhotep Nebhepetres gleichsetzen. Deutlich hätten wir dann zwei parallele Herrscherfiguren. 
Insgesamt sind die Zeugnisse aus dieser Zeit Mentuhotep Nebhepetres spärlich.
 
Der zweite Horusname NTrj-HDt  "Göttlich in Bezug auf die weiße Krone Oberägyptens" weist in eine andere Richtung. Hier wird die Dominanz Oberägyptens klargestellt. Er könnte in einer Zeit geändert worden sein, als die Thebaner immer erfolgreicher in den Machtbereich der Herakleopolitaner eindrangen - genauso gut könnte er auch nach erfolgter Reichseinigung geändert worden sein.
Laut Gestermann beinhaltet er "... eine Akzentuierung. Gegenstand und programmatische Aussage dieses Namens sind die Überlegenheit Oberägyptens und eine auf den südlichen Landesteil ausgerichtete Politik."
In diese Zeit fallen Darstellungen wie die der Ka-Kapelle in Dendera und die eines Reliefs aus Gebelein. Hier wird das Erschlagen der Feinde (EdF)  auf ungewöhnliche Art und Weise dargestellt. In Dendera werden Symbole der Landesteile (oder zumindest eines Landesteiles) "erschlagen", in Gebelein gehört zu den Feinden auch ein, nach Ausweis der Darstellung klar gekennzeichneter, Ägypter. - Die Vermutung, dass diese Reliefs auf die Reichseinigung anspielen liegt nahe. 
Anmerken möchte ich an dieser Stelle, dass uns Nachweise einer Bautätigkeit Mentuhotep Nebhepetres im unterägyptischen Raum gänzlich fehlen. Hier scheint er sich in seiner kompletten Regierungszeit auf Oberägypten konzentriert zu haben.
 
Was steckt dann hinter dem dritten Horusnamen %mA-tAwj " Der die beiden Länder vereint"? 
Auch hier gibt es Vermutungen, dass er im Rahmen der tatsächlichen Reichseinigung entstand. Dem Widersprechen aber die eben angesprochenen Reliefs mit früheren Namensformen, die einen früheren Zeitpunkt der Reichseinigung zumindest andeuten. Die Reichseinigung muss auch nicht mit einem entscheidenden Sieg, einem Fixdatum einhergegangen sein. Viele kleine, aber entscheidende, Begebenheiten können dazu geführt haben.
Insofern sagt mir Gestermanns  Aussage wonach "mit der Wahl des neuen Namens die zuvor praktizierte Konzentration auf Oberägypten zugunsten eines gesamtägyptisch ausgerichteten Programms aufgegeben wurde" sehr zu. Weiter sagt sie: "Der Name signalisiert den von Mentuhotep angestrebten Ausgleich zwischen beiden Landesteilen, den sich ehemals feindlich gegenüberstehenden Herrschaftsbereichen der Thebaner und Herakleopoliten".
Dies kann man auch Heute noch aktuell nachvollziehen. So ist z. Bsp. mit dem Fall der "Mauer" am 9. November 1989 Deutschland noch lange nicht vereint. Eine Vereinigung muss sich im Kopf und im Herzen der Bürger durchsetzen. Dieser Weg hat kein Fixdatum, dazu gehört eine entsprechend darauf abgestimmte Politik der Vereinigung.
Die Vereinigung beider Länder würde dann über die Aufgabe des Siegergebarens - der Dominanz Oberägyptens -  erst zu einer wirklichen Reichseinigung führen. 
 
Auch Barta [2] betrachtet die Horusnamen Mentuhotep Nebhepetres als ein Programm im Laufe seiner Regentschaft. Er beschränkt die Horusnamen allerdings nicht auf die drei bisher erwähnten. Für ihn gibt es weitere. So _Ar-xAswt - Bezwinger der Fremdländer, überliefert auf der Ka-Kapelle in Dendera und die Reste eines Herrinennamens aA... [3] aus Deir el-Bahri. Da zu Zeiten Mentuhotep Nebhepetres Herrinnenname und Horusname gleichlautend waren, muss es seiner Ansicht nach auch einen mit aA... beginnenden Horusnamen Mentuhotep Nebhepetres gegeben haben.
Nach Barta hat Mentuhotep Nebhepetre in seinen Darstellungen seinen politischen Erfolg verherrlicht und der Aktualität entsprechend einen Horusnamen gewählt. Dieser wechselte, bis er nach der Reichseinigung seine Ruhmestat mit dem Horusnamen %mA-tAwj  dauerhaft  verkündete. "Die Gewohnheit, sich mit Hilfe verschiedener Namen den jeweiligen politischen Ereignissen anzupassen und sie damit festzuhalten, scheint ein besonderes Charakteristikum der Zeit Mentuhoteps II. gewesen zu sein. Daß sie in dieser Form beispiellos ist, wird seinen Grund in den für die Zeitgenossen umwälzenden Geschehnissen haben, für die es - abgesehen von der ersten Reichseinigung vor damals 1000 Jahren - ebenfalls kein Vorbild gab." [4]

 

1  Gestermann, Louise: Kontinuität und Wandel in Politik und Verwaltung des frühen Mittleren Reiches in Ägypten. Wiesbaden 1987 

2 Barta, Winfried: Das Selbstzeugnis eines altägyptischen Künstlers (Stele Louvre C 14), Berlin 1970 S. 46f

3 Barta verweist hierzu auf Clère, J. J. - Vandier, J.: Textes de la Première Périod Intermédiaire et de la XIéme Dynastie. Brüssel 1948, S. 35 unten Nr. 2. Clère wiederum verweist auf Naville, Édouard: The XIth [eleventh] dynasty temple at Deir el-Bahari. Band 1 London 1907, S. 7. Naville betrachtet das aA.. als Anfang der Namensschreibung für Aaschyt, Gemahlin Mentuhotep Nebhepetres. Gestermann, Louise: Hathor, Harsomtus und MnTw-@tp.w II. in Studien zu Sprache and Religion Ägyptens. Zu Ehren von Wolfhart Westendorf überreicht von seinen Freunden and Schülern. Band 2: Religion, Göttingen, 1984, S. 764 Anm. 6 sieht in aA.. eher ein Beiwort des Königs.

4 Barta, Winfried: Das Selbstzeugnis eines altägyptischen Künstlers (Stele Louvre C 14), Berlin 1970 S. 47

 
 

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