Forschungsgeschichte
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zu Deir el-Bahri
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last update:
05.09.2008
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1858 |
Mariette findet bei Aufräumungsarbeiten im Hatschepsut-Tempel
Säulenteile eines älteren Tempels und einen Block mit dem Namen
Mentuhotep Nebhepetres. |
1859 - 1860 |
Frederick Lord Dufferin lässt von Dr. Lorange und C. C. Graham in der Anlage graben. Das
Tem-Grab, der Speos und das Königsgrab werden freigelegt. |
1881 |
Gaston C. C. Maspero fand in Dra abu el-Naga einen Architrav
mit dem Namen Mentuhotep (welcher?). |
1883 |
Maspero lässt im Tem-Grab nachgraben. Noch im selben Jahr
gräbt auch Lord Dufferin noch einmal kurz und ergebnislos in seinem alten
Grabungsgebiet. |
1898 |
Howard Carter bricht mit seinem Pferd in das "Bab el-Hosan" ein. |
1903-07 |
Edouard Naville ergräbt die Tempelanlage für den Egypt Exploration
Fund |
1920-31 |
Herbert Eustis Winlock ergräbt das Gelände erneut |
1967-71 |
Dieter Arnold gräbt auf dem Gelände - im Auftrag des DAI |
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aus Lepsius Denkmäler Tf.
Abth. I, Blatt 68 oben - zwischen 1843 und 1844
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Es mag so manchen überraschen, der Talkessel von Deir
el-Bahri sieht noch nicht lange so aus wie er sich heute präsentiert.
Zu Zeiten von Lepsius großer Ägyptenreise war Deir el-Bahri eine
Stelle mit einer Klosterruine. Im obigen Bild sieht man die heute noch
stehende "Blaue Kapelle" auf dem Hügel von Schech abd
el-Gurna und links dahinter das Kloster. Von den 3 dort befindlichen
Totentempeln sieht man (noch) nichts.
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Als Auguste Mariette im Jahre 1858 Leiter der
ägyptischen Altertümer wurde startete er an zahlreichen Plätzen in
Ägypten Aufräumungs- und Grabungsarbeiten. Darunter auch in Deir
el-Bahri. Hierbei fand man einen Block mit dem Namen Mentuhotep
Nebhepetres und Säulenfragmente eines Tempels.
Erste Spuren einer Tempelanlage! Mariette vermutete einen kleinen
Tempel der 11. Dynastie im Gebiet von Deir el-Bahri.
Arnold [1] vermutet für diesen Fund allerdings das Jahr
1866. Das Datum ist demnach unklar. Die Stücke wurden nach Kairo
in den Vorgängerbau des heutigen Museums, nach Boulaq geschafft. Arnold
konnte sie im Museum und dessen Unterlagen nicht ausfindig machen.
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Im darauffolgenden Jahr, 1859, bereiste ein junger Ire Ägypten.
Sir Frederick Temple Hamilton-Temple-Blackwood, 1st Marquies of Dufferin
and Ava unterbrach seine Vergnügungsreise durch Ägypten um von März
bis April
1859 in Deir el-Bahri
auszugraben. Er grub in der Süd-Westecke des Mentuhoteptempels. Unwissend was er dort genau ausgrub, arbeite er
sowohl im Sanktuar, im Tem-Grab und im Königsgrab.
Hierzu engagierte er Muhammad Hussein und 30 Arbeiter. In der ersten
Teil-Grabungskampagne (März - April) ergrub er den Speos, der auch "Lord
Dufferin's Tomb" genannt wurde.
Durch den Erfolg seiner Grabung angespornt suchte er sich vor seiner
Abreise aus Ägypten in Kairo zwei Europäer die den Fortgang der Grabungen
überwachen sollten: Cyril C. Graham und Dr. Lorange. Sie setzten
die Arbeiten im Juni - August 1859 und im Februar - März 1860 fort,
allerdings nicht ganz ungestört. Die ägyptische Verwaltung, aber auch
Mariette behinderten die Grabungsarbeiten. Insbesondere gab es
Konflikte beim Abtransport des im Sanktuar gefundenen Amun-Sitzbildes [2]
und eines Granitaltares von Mentuhotep. Lord Dufferin setzte sich durch
und schaffte auch diese Stücke nach Irland.
Zu dieser Grabung hat Edwards [3] die
Journaleinträge Lord Dufferins ausgewertet und in einem Aufsatz
publiziert.
Lord Dufferin brachte zahlreiche Funde, nicht nur aus Deir el-Bahri, nach
Clandeboye in seinen irischen
Stammsitz. Ein Teil der kleineren Fundstücke wurde 1937 bei Christie's
versteigert, weitere wurden wohl später verkauft.
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Carter: before Tutankhamun; Deir
el-Bahari 1899
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Bei einem Ritt über das Gelände des Kessels von Deir el-Bahri bricht Howard Carter im Dezember 1898 mit seinem Pferd in ein Loch ein,
in das spätere so genannte "Bab el-Hosan" = Tor des Pferdes.
Nachdem es geregnet hatte, so berichtete Carter [4] später , hätte auf dem Ritt nachhause der Boden unter seinem Pferd
nachgegeben und beide seinen gestürzt. Dabei sah er ein kleines Loch im
Boden in dem er steinerne Stufen erkennen konnte.
Sein Wunsch, dieses Loch genauer zu untersuchen, musste aus finanziellen Gründen zurückstehen. Carter war zu diesem Zeitpunkt als Zeichner
bei Navilles Grabung im Hatschepsut-Tempel beschäftigt. Im Jahre 1899 wird er zum Inspektor von Oberägypten
ernannt und bekommt nun die Möglichkeit die Erforschung des Bab
el-Hosan in Angriff zu
nehmen.
Die Tempelanlage Mentuhotep Nebhepetres ist noch immer unbekannt.
Carter ergräbt den Eingang und träumt dabei von einem unberaubten
Königsgrab. Was er findet ist ein Raum mit einem leeren Holzsarg und
einer Sitzstatue Mentuhoteps.
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Unter der Leitung von Edouard Naville wird der Tempel in den Jahren
1903-07 nun tatsächlich ausgegraben.
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Ansicht 1893 aus: 3500 Years later
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Von der Tempelanlage ist zu diesem Zeitpunkt noch nichts zu erkennen. Naville hat die Arbeiten
am Tempel der Hatschepsut abgeschlossen und startet eine Untersuchung
der Hügel südlich des Tempels. Hier verbargen sich seiner Meinung
nach Relikte der 11. Dynastie. Mit einer kompletten Tempelanlage hatte
er nicht gerechnet. Seine Grabungsergebnisse publizierte er in 3
Bänden unter dem Titel: The XIth dynasty temple at Deir el-Bahari.
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November 1904 und Januar 1905
aus: Naville I
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Im Jahre 1910 erwirbt das Metropolitan Museum of Art, New York die
Ausgrabungskonzession für Deir el-Bahri und das angrenzende Asasif.
Die Arbeiten beschränkten sich zu Beginn auf das Asasif. Man wollte
den Aufweg des Mentuhoteptempels ergraben. Der 1. Weltkrieg stoppt alle
Tätigkeiten.
Erst im Jahre 1920 beginnen, unter Herbert Eustis Winlock, wieder
Grabungsaktivitäten am Tempel. Bis 1931 gräbt Winlock im Auftrag des
Metropolitan Museum in Deir el-Bahri. Seine Arbeit beschränkt sich nicht allein auf die Tempelanlage Mentuhoteps. Sein Interesse gilt dem
Mittleren Reich, so gräbt er großflächig auf der Suche nach Zeugnissen dieser
Epoche im Kessel. Seine Arbeiten publizierte er lediglich in
Vorberichten
und einer allgemeiner gehaltenen Monographie zu 20 Jahren
Grabungsarbeit: Excavations at Deir el Bahri. Zusätzlich hat er
seine, durch die Grabungen gewonnenen Erkenntnisse in eine weitere
Monographie einfließen lassen: The Rise and Fall of the Middle
Kingdom in Thebes. Seine
Grabungsnotizen befinden sich im Archiv des Metropolitan Museums und
wurden später von Dieter Arnold ausgewertet und publiziert (s.u.).
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Das Deutsche Archäologische Institut (DAI) erwarb 1967 die
Konzession zur Reinigung und Neubearbeitung des Tempels von der
ägyptischen Altertümerverwaltung. 1968 begann man unter Leitung von
Dieter Arnold mit den Reinigungs- und Aufräumungsarbeiten am inzwischen
wieder versandeten Tempel. Es folgte eine Neuvermessung des Tempels und im
Zuge dieser Arbeiten kamen einige interessante neue Funde zutage. So ca. 600 Holzfiguren im Korridor des Königsgrabes, die noch in Wandnischen
lagerten.
Zu den Aufgaben des DAI gehörte es auch die zahlreichen
Wandrelieffragmente, mehrere tausend Stücke, zu bearbeiten.
Nicht erneut untersucht wurden von Dieter Arnold das Bab el-Hosan und
die sogenannten Königinnengräber. Eine Bearbeitung aller späteren,
vorwiegend ramessidischen Funde, unterblieb ebenfalls.
Die Tätigkeit des DAI wurde von Dieter Arnold in drei Bänden: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band I,
II, III publiziert. Ein angekündigter Band IV zu dem Bildprogramm der
Säulenhalle, des Ambulatoriums und der unteren Kolonnaden ist meines
Wissens nach nie erschienen. Jedoch publizierte Arnold eine Aufarbeitung der Notizen von Herbert
E. Winlock unter dem Titel: The Temple of Mentuhotep at Deir el-Bahari.
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In früheren Jahren war es üblich die Grabungsfunde recht großzügig zu
verteilen. So findet man die Funde der frühen Grabungen in Deir el-Bahri
fast über die ganze Welt verstreut. Eine abschließende Aufarbeitung
dieser Stücke ist bis Heute nicht geschehen.
Die Stücke sind in Kairo, New York, Boston, New Haven, Philadelphia,
Toronto, London, Oxford, Edinburgh, Genf, München und weiteren
Städten zu finden. Die wenigsten Stücke befinden sich noch vor Ort, im
Totentempel Mentuhotep Nebhepetres in Deir el-Bahri.
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