Das Ziegelgebäude

last update: 05.09.2008

 

Dieses Gebäude (in der Zeichnung blau) ist heute wohl gänzlich verschwunden. Ich habe seine Reste nie vor Ort wahrgenommen, obwohl ich beim letzten Aufenthalt gezielt darauf geachtet habe. Das Gelände wird heute als Puzzlegarten benutzt. 

Gefunden hat er, parallel zum Bab el-Hosan (in der Zeichnung gelb) und der inneren Umfassungsmauer, eine schwache Ziegelsetzung. Hierbei handelt es sich um zwei parallele Ziegelreihen im Abstand von ca. 1,65 m, die die nördliche Doppelwand eines nicht mehr existierenden Gebäudes bildeten. Die Wand ist auf einer Länge von ungefähr 55 m erhalten, das jeweilige Ende der Mauern scheint gesichert zu sein. So sind Stücke der Westwand und einer inneren Trennwand (wie auf dem Bild zu erkennen) gefunden worden. Die südlich dazugehörige Wand fehlt. Winlock errechnet eine innere Breite des Gebäudes von 11 m. Der Abstand zur inneren Umfassungsmauer betrug 3,20 m. 

Blau = Ziegelgebäude Gelb = Bab el-Hosan Rot = Umfassungsmauer
Gestermann Kontinuität Abb. 13 

In der linken, oberen Bildhälfte sind die Ziegelmauern zu sehen
Arnold Mentuhotep Notes, pl. 19a

 

Der Ausgräber datiert das Gemäuer aufgrund der Ziegelbeschaffenheit in die 11. Dynastie [1]. Zu seiner näheren Datierung zitiert Thomas aus Winlocks Aufzeichnungen folgendes: later than the stone courtyard walls, but earlier than the final grading of the court, also später wie die Steinumfassungsmauer (auf der Zeichnung Rot), doch früher wie die endgültige Begradigung des Hofes.
Genau dem widerspricht Arnold [2] Er meint das Ziegelgebäude befindet es sich auf demselben Niveau wie die umfassende Steinmauer. Aufgrund seiner Stratigrafie wird das Bab el-Hosan auf eine frühere Bauphase datiert. Das Ziegelgebäude kann demnach kein unfertiger Vorgängerbau des Bab el-Hosan sein.

 

Warum wird dieses Gemäuer vom Ausgräber als ein weiteres, unfertiges Königsgrab erachtet?
Die Größe und Parallelität zum Bab el-Hosan ließen Winlock vermuten in den Mauerresten die Ummauerung eines geplanten Dromos - ähnlich wie der Zugang zum Bab el-Hosan - vor sich zu haben. Er vermutete in diesem Dromos ein frühes, mittelachsiges Grab innerhalb des schildplattförmigen Tempelhofes vor sich zu haben, welches später näher an den Aufweg gerückt wurde. Das Gebäude liegt allerdings nicht in der Mittelachse des frühesten Hofes, sondern 12 m nach Süden verschoben. Zudem würde sich bei einer Erklärung als Ummauerung eines Dromos die deutlich erkennbare Zwischenwand nicht erklären.
So bleibt nur festzuhalten, das Gebäude ist später wie das Bab el-Hosan, wurde vor Beendigung der Bauarbeiten an der Tempelanlage wieder eingeebnet und läßt sich keiner Bestimmung zuweisen.

 

 

1  Arnold, Dieter: The Temple of Mentuhotep at Deir el-Bahari. From the Notes of Herbert Winlock. New York 1979

2  Arnold, Dieter: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band I. Architektur und Deutung.  Mainz 1974

   
   
   
   
Königsgrab

Bab el-Hosan

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