Geschichtlicher Überblick der Anfänge des Mittleren Reiches

last update: 05.09.2008


Gegen Ende der 6. Dynastie, und der langen Regentschaft Pepi II., beginnt der Verfall des Alten Reiches.

In einer Zeit in der die Handelsbeziehungen zu den Nachbarvölkern nach und nach zum Erliegen kommen und Ägyptens Expeditionstruppen vernichtend geschlagen werden, gewinnen die Gaufürsten an Macht. Immer eigenmächtiger verwalten sie ihre Gebiete. Beamte fühlen sich unabhängig vom Königshof. Der Verwaltungsapparat funktioniert nicht mehr richtig. Die Versorgung des Landes mit Lebensmitteln und Grundgütern steht still.

Die nun folgende Zeitspanne wird die 1. Zwischenzeit genannt. Sie umfasst die 7.-11. Dynastie, wobei heute bezweifelt wird, dass es eine 7. Dynastie überhaupt gab. Diese Zählung geht auf Manetho zurück, dessen Werk die ägyptische Geschichte in Dynastien einteilt.

Bis zum Ende der 8. Dynastie herrschen in Ägypten zahlreiche "Könige". Nicht alle sind namentlich bekannt, nur selten lässt sich ihre Regierungszeit bestimmen. Sicherlich regierten einige zeitgleich. Das zentrale Regierungsgefüge der  memphitischen Könige über Gesamtägypten zerfällt. Es wurde nun von  verschiedenen lokalen Herrschergeschlechtern regiert. Damit einher geht ein Erstarken der Provinzgouverneure. 

Diese Gaufürsten führen militärische Überfälle gegeneinander aus. Wie immer wird es hier um Macht gegangen sein. An den Staatsgrenzen fallen marodierende Banden ein. Kurz - das Land verfällt dem Chaos - wie es in den Geschichtsbüchern heißt.

Im Anschluss bildeten sich zwei Herrschaftszentren heraus. Während in Theben die 11. Dynastie an der Macht war, wird Unterägypten von der 9./10. Dynastie - den sog. Herakleopoliten -  verwaltet.

Mentuhotep Nebhepetre ist der 5. Herrscher der 11. thebanischen Dynastie. Als er an die Macht kommt übernimmt er die Herrschaft über ein Gebiet dessen Ausmaß sich nur ungefähr bestimmen lässt. Es umfasst wahrscheinlich die Gegend von Assuan bis in den mittelägyptischen Raum hinein. Im Laufe seiner, insgesamt 51-jährigen Regierungszeit gelingt es ihm, dass von den Herakleopoliten beherrschte Nordreich seinem Machtbereich einzuverleiben.

Ägypten war nun wieder zu einem Reich vereint, die 1. Zwischenzeit zu Ende. Mit der "Vereinigung der beiden Länder" beginnt, quasi mitten in der 11. Dynastie, das Mittlere Reich.

Mentuhotep Nebhepetre schränkt die Macht der Gaufürsten ein. Theben wird zur Landeshauptstadt. Ein "Vorsteher von Unterägypten" setzt die königlichen Anweisungen im Norden des Landes durch. Es gibt wieder  Handelsbeziehungen zum Libanon. Die Stämme in Nubien und im Ostdelta, die die Zeiten der Schwäche Ägyptens für sich ausgenutzt hatten, werden erneut bekämpft und unterworfen.

Die lange Regierungszeit verhilft Mentuhotep im Land ein intaktes Staatswesen zu errichten.

Mit dieser Sicht seiner Person und seiner Regierung - insbesondere der durch ihn erfolgten, erneuten Reichseinigung - wurde Mentuhotep Nebhepetre von späteren Generationen wie der legendäre König Menes verehrt.

Ihm folgte sein Sohn Mentuhotep Seanchkare auf den Thron.

 

 
 
     

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