Der Garten

last update: 05.09.2008

 

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Bestandteile:

Erläuterungen:

Pflanzlöcher

Sykomore

Blumenbeete

Tamariske

Der Kreisgarten mit Altar

Deutung

  Ostrakon MMA 22.3.30
 
Im Totentempel Mentuhotep Nebhepetres findet man eine der wenigen fast komplett erhaltenen Tempelgartenstrukturen des Alten Ägypten. Tempelgärten waren wahrscheinlich bei den meisten Tempeln vorhanden, ihr Aussehen und ihre Bepflanzung sind allerdings nur selten aus Ausgrabungen bekannt. In verschiedenen Beamtengräbern finden sich Darstellungen von Tempelgärten.
 
Als Tempelgarten bezeichnet man die im unteren Plan Rot und Grün eingezeichneten Stellen.
Es war ein umfangreicher Garten im Hof vor dem Tempel, beiderseits der Rampe bis zur Umfassungsmauer geplant. Neben Gruben für Bäume (in der Karte grün) fanden die Ausgräber auch Blumenbeete (in der Karte rot).

nach: Arnold, Mentuhotep Notes, Tf. 38

Die tempelnahen Pflanzlöcher der Bäume sieht man heute noch beiderseits der Rampe im Gelände. Besonders deutlich sind jene südlich der Rampe zu sehen.

Da der Boden des Tempelareals gänzlich aus Stein besteht, mussten die Pflanzlöcher trichterförmig in das anstehende Gestein des Talkessels eingegraben werden. Anschließend wurden die bepflanzten Löcher mit dunkler Erde (Nilschlamm) vermischt mit Flusssand aufgefüllt [1] um den Bäumen, Sträuchern und Blumen optimale Wachstumsbedingungen zu geben.

Die Größe der Baumgruben unterscheidet zwei Gruppen. Die größeren Baumgruben liegen in einer Reihe südlich und nördlich der Rampe und bilden eine Allee die auf den Tempel zuführt. Ursprünglich waren hier wohl je eine Baumreihe mit 14 Bäumen geplant. Damit hätte die Baumallee bis zum Eingang geführt.

Aufnahme von 2006

Die Arbeiten an den großen Baumgruben begannen im Westen, vor dem Tempelgebäude und wurden von dort gen Osten, zur Umfassungsmauer weitergeführt [2].

 

Ausschnitt aus: Arnold, Mentuhotep Notes, Tf. 51, 13

Detail des südlichen Gartenteiles von 2006

Diese Baumgruben wurden trichterförmig (siehe Zeichnung oben) in den anstehenden Felsen gearbeitet. Ihr oberer Durchmesser beträgt 5-6 m, sie erreichen Tiefen von bis zu 9-10 m. Bis unten verengt sich das Loch auf ca. 1 m.

Um diese Tiefe zu erreichen führten spiralförmige Treppen vom Rand des Loches nach unten wie im Baumloch S VII (südliche Reihe, Loch 7 vom Westen her gezählt) deutlich zu sehen ist.

 

Arnold, Mentuhotep Notes, Tf. 16 b

Wie dem oberen Plan zu entnehmen endet die südliche Baumreihe nach 13 Baumlöchern, die nördliche bereits nach 12. Die Arbeiten an den fehlenden Baumlöchern wurden nie begonnen. Nicht alle im Plan eingezeichneten Pflanzlöcher wurden fertig gestellt. Den Schnittzeichnungen Winlocks [3] ist zu entnehmen, dass man z.B. die Baumlöcher S XI und S XIII, oder auch die unten abgebildeten nördlichen Baumlöcher nur begonnen hatte auszuheben. Hier wurde lediglich der obere Bereich in den Felsen eingegraben, bevor die Arbeiten stoppten.

Arnold, Mentuhotep Notes, Tf. 50, 8   Großansicht

Sehr wahrscheinlich fand eine Planänderung statt. Nicht mal alle tief in den Fels gearbeiteten Pflanzlöcher wurden bepflanzt. Pflanzenreste fanden sich nur jeweils in den westlichsten vier Baumgruben jeder Reihe. Die weiteren wurden mit taffl verfüllt.

Arnold, Mentuhotep Notes, Tf. 49

Übrig blieb ein kleiner "Wald" direkt vor dem Tempel. Die großen Pflanzlöcher S I-III und N I-III waren mit Ficus sycomorus bepflanzt. In S IV und N IV wurden die Pflanzenreste als Tamarix articulata identifiziert.
Wie in Anmerkung 1 zur Verfüllung von N IV schon angedeutet, weicht dieses Pflanzloch etwas ab. Neben der teilweisen Verfüllung aus taffl findet sich auf dem Pflanzloch (siehe Zeichnung oben N IV östliches Rechteck) ein Altar aus getrocknetem Schlamm. Ein Befund den wir sonst nur noch im Kreisgarten finden.
Südlich und nördlich dieser Baumallee fanden sich deutlich kleinere Pflanzlöcher die fast symmetrisch angeordnet waren. So fanden sich im Norden vier Reihen mit je acht Löchern und im Süden drei Reihen mit sieben Löchern. Dazu kam westlich der ersten großen Bäume noch je ein Loch. Am Pflanzloch S III findet sich ein weiteres kleines, wahrscheinlich falsch platziertes Loch.
Diese Löcher haben einen Durchmesser von 1,2 - 2,4 m an der Oberfläche (durchschnittlich 1,6 m). Nur eines wurde komplett ergraben (Nr. 5 der Nordreihe von Westen her gezählt), es war trichterförmig und hatte eine Tiefe von 1,30 m. Die obersten 50 cm bestanden aus zerbrochenen Nilschlammziegeln [4], darunter taffl. In der Grube fanden sich Fadenwurzeln bis zu einer Tiefe von 70 cm. Nach Meinung des Ausgräbers ist nie Wasser bis zu einer Tiefe von 1 m eingedrungen [5].
Alle kleinen Pflanzlöcher sollen mit Tamarisken bewachsen gewesen sein. In vielen fand sich kein Holz mehr. Im holzarmen Ägypten hat man nach Absterben der Bäume soviel Holz wie möglich entfernt und weiterverarbeitet.
 
Womit sich die Frage stellt wie lange dieser Baumbestand den Tempelhof zierte. Hier vermitteln die Beschreibungen recht unterschiedliche Eindrücke.
So beschreibt Winlock [6] gerade für die kleinen Pflanzlöcher gut verwurzelte Bäume. Dies bedingt wohl eine längere Wachstumsperiode an diesem Standort. Gerade die westlichste Reihe, direkt vor der Kolonnade, muss sich in den Gebel hinein ausgedehnt haben. Dies erklärt er mit dem wohl schattigeren Standort so dicht am Tempel und der damit verbundeneren längeranhaltenden Feuchtigkeit im Boden.
Demgegenüber beschreibt er ein, durch die Ausgrabungen in zumindest einem Baumloch zutage getretenes Arbeitsdetail altägyptischer Gärtner, das eine längere Wachstumsperiode in Frage stellt.
Und zwar wurden gut 1,80 m lange Stangen gefunden die horizontal dicht beieinander lagen [7]. Hierbei handelte es sich um Sykomorenäste die ca. 15 cm unter der Oberfläche lagen. Aus ihnen spross einstmals recht schnell ein starkes grünes Buschwerk, so dass die Gärtner schnelle Resultate erzielten. Winlock beschreibt allerdings [8], dass die Gärtner die Bewässerung nicht lange durchführten und das noch junge Buschwerk abstarb und entfernt wurde. Spuren der Äxte müssen sich im Holz erhalten haben. Arnold [9] bemerkt in einer Anmerkung, dass wohl niemand die Jahresringe gezählt hat. Wie alt das Buschwerk wurde ist demnach nicht bekannt. Woraus Winlock schloss, dass es sich um junge Büsche handelte, ebenfalls nicht.
Leider ist der Literatur nicht zu entnehmen in welchem oder welchen Pflanzlöchern dieser Befund zutage kam, nur dass es sich um eines oder mehrere der großen Baumlöcher handeln muss.

Arnold, Mentuhotep Notes, Tf. 17 d

 
Ebenfalls sind heute im Gelände wieder die beiden länglichen Blumenbeete zu erkennen. Sie haben eine Breite von ca. 1,75 m - 1,85 m und einer Länge von 6,80 m und verbinden die Bäume S I und S II, sowie S II und S III miteinander.
Im Norden scheint kein vergleichbarer Befund während der Ausgrabung gefunden worden zu sein. Die Blumenbeete waren beim Auffinden mit Ziegeln verfüllt. Winlock hatte noch Pflanzenstengel und Wurzelreste gefunden. Weitere Angaben machte er dazu allerdings nicht. Sie wurden sehr wahrscheinlich nicht näher untersucht und sind heute nicht mehr vorhanden.

Im Bild sieht man eines der rechteckiges Blumenbeete zwischen den großen Pflanzlöcher. Am rechten Rand des Pflanzloches (S III) sieht man eine bestattete Standfigur Mentuhotep Nebhepetres liegen, ein Befund der bei den großen Pflanzlöchern häufiger auftauchte.

 Arnold, Mentuhotep Notes, Tf. 16a

 
 

1 Arnold, Mentuhotep Notes p. 21; Die Grube N IV hatte nur auf den ersten 70 cm Nilschlamm. Darunter war sie mit taffl verfüllt (Arnold, Mentuhotep Notes p. 22). Nach der Beschreibung des Kreisgartens zu schließen enthielt dieser Schlamm Kies und Sand, aber keinen Stroh. Sampsell, p. 13 beschreibt taffl als saugfähig und im Wasser aufquellend. Somit würde er Wasser speichern und die Pflanzen länger mit Feuchtigkeit versorgen.

2 Arnold, Mentuhotep Notes p. 21

3 Arnold, Mentuhotep Notes pl. 50 und 51

4 "broken brick of River sand type"; Arnold, Mentuhotep Notes p. 22

5 so Arnold, Mentuhotep Notes p. 22; siehe auch Sampsell in Anm. 1

6 Arnold, Mentuhotep Notes p. 22

7 Arnold, Mentuhotep Notes p. 21-22

8 Arnold, Mentuhotep Notes p. 22

9 Arnold, Mentuhotep Notes p. 22 n. 73

 
Literatur:

Dieter Arnold: The Temple of Mentuhotep at Deir el-Bahari. From the Notes of Herbert Winlock. New York 1979

Bonnie Sampsell:  The Mortuary Temple of Hatshepsut at Deir El-Bahri: The Construction and Restoration of a Masterpiece, Part 1, Ostrakon 16,2/2005

Herbert E. Winlock: The Egyptian Expedition 1921 - 1922, in: BMMA II 17/1922, p. 24 - 28

 

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