tätowierte Mumien
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last update:
08.09.2008
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Laut Renate Germer [1] sind
Funde tätowierter Mumien recht selten. Aus dem Mittleren Reich sind lediglich 3 Mumien
bekannt. Diese stammen alle aus dem Totentempel Mentuhotep Nebhepetres.
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Hierbei handelt es sich um Frauenmumien der Gräber Naville 23 und 26,
sowie dem Grab Ff.
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Im Grab mit der Bezeichnung Ff [2]
fand sich eine Frau mit Namen Amunet = Jmnt.
Das Grab enthielt zwei Sarkophage die heute in Kairo sind und Mumienbinden mit den Namen von Ideh
= IdH [3] sowie von weiteren Frauen
Mnt, &m und
&nnAt aus den Regierungsjahren 28, 35 und 42.
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Amunets Mumie war reich geschmückt. Sie trug aufwendigen Schmuck in Form
von Fayencehalskragen, Armbändern und Ringe. Ihre Haut war mit
Tätowierungen auf Ober- und Unterbauch, an Schultern und Armen verziert.
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Die Tätowierungen an Amunet. Germer,
S. 48
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Sa-Amulett aus Gold und Silber aus
Naville 23
(heute im Metropolitan Museum New
York; Inv. Nr. 25.3.253)
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Im nördlichen Dreieckshof fanden sich zwei weitere Gräber [4] mit tätowierten Frauenmumien. Ihre Arme (siehe
nebenstehendes Foto), Beine,
Füße und die Brust waren mit pünktchenförmigen Tätowierungen versehen.
Diese bilden ein Karomuster wie es auch auf den Beinen der unten links
abgebildeten Fayencefigur zu sehen ist. Zudem wies der Bauch Schmucknarben auf.
Beide hatten eine Narbe die quer über den Bauch lief und im Gesäßraum
in einer blattähnlichen Hautabschürfung endete. Beide Mumien wiesen
keine Bauchschnitte durch die Mumifizierung auf.
Der Ausgräber Herbert Eustis Winlock möchte in den Damen Tänzerinnen am Hof Mentuhotep
Nebhepetres sehen.
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BMMA II 18/1923, p. 28 fig. 20
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Zugegebenermaßen drängt sich hier nun der Gedanke an kleine
Frauenfigürchen auf, sogenannte "Beischläferinnen".
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Mistress of the House, Mistress of
Heaven, Nr. 13
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Entdeckungen. Ägyptische Kunst in Süddeutschland, Nr.
29
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Beide hier gezeigten Beischläferinnen stammen aus dem Mittleren Reich.
Ihre vermutliche Bedeutung ist durch ihre Bezeichnung vorgegeben. Die
Vorstellung geht allgemein dahin in ihnen Damen zum Vergnügen im Jenseits
zu sehen. Passend zu den von Winlock vermuteten Tänzerinnen in den
tätowierten Frauenmumien.
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Aus dem Rahmen fallen würde dann die nachfolgende Statuette einer
Gabenbringerin, die wiederum aus dem Mittleren Reich stammt. Das nackte Mädchen
zeigt ebenfalls Spuren von Tätowierungen, ist aber auf den ersten Blick
sicherlich nicht zum Vergnügen des Verstorbenen gedacht. Eine erotische
Komponente mag man Tätowierungen sicherlich nicht absprechen. Die
Diskussion um die Beischläferinnen und ihre Funktion sollte aber mit der
"Vergnügungsfunktion" für den Verstorbenen noch nicht abgeschlossen
werden, hier mag es weitere Erklärungsmöglichkeiten geben,
insbesondere, da diese Figuren in Tempeln, Häusern sowie Frauen- und
Kindergräbern gefunden wurden [5]
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Ägypten - Augenblicke der Ewigkeit,
Nr. 44
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Literaturauswahl |
Capel, Anne K. - Markoe, Glenn E. |
Mistress of the House, Mistress of Heaven. Women in Ancient
Egypt; New York 1996 |
Germer, Renate |
Mumien. Zeugen des Pharaonenreiches. Zürich - München 1991
|
Page-Gasser, Madeleine - Wiese, Andre B. |
Ägypten - Augenblicke der Ewigkeit; Mainz
1997
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Schoske, Sylvia - Wildung, Dietrich
|
Entdeckungen - Ägyptische Kunst in Süddeutschland; Mainz
1985
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Thomas, Elisabeth |
The Royal
Necropoleis of Thebes. Princeton 1966
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Winlock, Herbert Eustis |
The Egyptian Expedition 1922 - 1923, BMMA
II 18/1923, S. 11 - 39
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