Konosso

Lage und Geschichte

aktualisiert am: 05.09.2008


Ein paar Felsen östlich der Insel Agilkia, dem heutigen Standort des Philaetempels, tragen zahlreiche Graffiti.

(c) google earth 2007
 

Diese Felsen, meist Konosso genannt, sind heute ganzjährig von Wasser umflutet. Nur wenig ihrer Masse ragt noch aus dem Wasser. Das LÄ [1] nennt Konosso dann ganz folgerichtig, einen Felsen "mit zahlreichen, meist vom Wasser überspülten Inschriften und Graffiti." Diese stammen aus der Zeit Mentuhotep Nebhepetres, Thutmosis IV. und Amenophis III. sowie aus späteren Zeiten.

Dezember 2007; Ansicht vom Westen während der Rückfahrt von Agilkia
 

Der heutige Zustand der unter Wasser liegenden Inschriften ist unbekannt.
Ein Umrunden der Felsen war nicht möglich. So blieb nur ein Fotografieren der Süd- und Westseite der über Wasser befindlichen Felsspitzen und ein genaues Betrachten der Fotoausbeute am PC. Im Bereich des aufgehellten Rechteckes erahne ich eine Kartusche und Reste einer stehenden Person. Ein Vergleich mit den publizierten Graffiti von Konosso erbrachte kein Ergebnis. Die Reste sind zu gering um weitere Aussagen machen zu können. Sie lassen auch nur wenig Hoffnung auf spätere, bessere Ergebnisse zu. Auf der Ostseite sollen, nach Mitteilung von St. Seidlmayer, noch wenige Graffiti zu sehen sein.
 
Vor dem Bau des Assuan-Staudammes war Konosso nicht nur eine Felserhebung in der Landschaft, wie die folgenden Bilder aus der Zeit vor 1900 zeigen. Der Name Konosso bezog sich damals auf einen ausgedehnten Landstreifen der sich nördlich und nordöstlich der Insel Philae erstreckte [2].

Konosso ist die Felserhebung rechts im Bild;
aus Ward [3], p. 245
 

bei Hochwasser ragten bereits damals nur die Spitzen aus dem Wasser; Ward, p. 254
 

Bei Lepsius findet sich eine Farbzeichnung der Felsen,

Konosso 1843/44 von Philae aus gesehen; Ansicht aus: LD Taf. I, 103 oben
 

und auch Denon konnte sich der Faszination dieser Inschriftenberge nicht entziehen. Er hat einen Stich mit der Ansicht der wasserumspülten Felsen hinterlassen.

Vivant Denon: Voyage dans la Basse et la Haute Egypte, Paris 1829, Tafel 72, 3
 

Das einzige, mir bekannte, Foto der Inschriften findet sich bei Andrea Klug [4]. Es zeigt die Ostseite des Felsens, übersät mit Graffiti.

Ansicht von Osten; aus Klug Tf. 24
 

Lepsius beschreibt die Graffiti ausführlich [5]:

Gen Osten ist eine große Stele vom 5ten Jahre Amenophis 'III, oben steht der König, hinter ihm Chnubis, vor ihm Amon-Re, der in ganzer Figur ausgekratzt ist, mit 4 Gefangenen. LD III 82 a.
Rechts daneben stehen die Schilder des Apries LD III 274f, drüber ein König zwischen Amon und Chnubis rechts und Re Harmachis und Ptah links. - Neben den Schildern des Apries stehen rechts etwas höher die Thutmosis 'IV, unter diesen waren königliche Prinzen dargestellt; die Darstellung war ehemals größer nach links und nach unten als jetzt, Apries hat sie, als er seine Namen aufsetzte, abpolieren lassen. [Jetzt ist nur] rechts unter den Namen Thutmosis 'IV [noch zu lesen] ... Noch weiter rechts immer an demselben Felsen stehen, schon von weitem sichtbar, die Schilder Psammetich's II LD III 274 e; darunter eine große Stele von Thutmosis IV, die lange Inschrift ist datiert vom 2ten Tage des 3ten Wintermonats des 7ten Jahres; oben opfert der König Wein dem Amon-Re, der wieder in ganzer Figur ausgekratzt ist, und dem Chnubis. Unter der Stele erscheinen wieder die Prinzen ... An einem vorderen Felsen 2 Schreiber ...
Nach Osten an einem großen Felsen ein stn di Htp.
An der Westseite der Insel ist links von den ersten großen Stelen von Amenophis III und von Thutmosis IV noch eine dritte große des letzteren Königs, auch vom 7ten Jahre, aber von einem anderen Tage datiert. Oben erschlägt der König Gefangene vor 2 Göttern, ihm folgt seine Gemahlin LD III 69 e.
Auf der Südseite der Insel ist ein großer mächtiger Granitfels von c. 8 Fuß Höhe, 30 Fuß Länge und 10 Fuß Breite, in Gestalt eines großen Sarkophagdeckels. Er ist oben bearbeitet gewesen und noch jetzt sind lange Einfassungslinien zu sehen. Daneben liegen eine Menge kleinerer Bausteine aus Granit. - Hier wurde vielleicht das Grab des Osiris geglaubt, es liegen auch noch einige alte Scherben drum herum. - Der Fels scheint überbaut gewesen zu sein, an der Nordseite ist noch ein Baublock eingeklemmt. - Eine Treppe führt an der Südseite vom Landungsplatz herauf.

Ganz nach Westen ist eine Stele, auf der oben der ithyphallische Amon mit dem Namen eines Königs Mentuhotep zwischen Mont und Neit steht LD II 150 c.
Auf einem Felsen drüber ist dieselbe Darstellung mit der Satis statt der Neit und mit dem Namen des Königs Neferhotep LD II 151 h.
Auf der nördlichen Akropolis gegen S.W.
[Anm.: es folgen Inschriften] ...
Auf den Felsen, die nach N. sehen, ist wieder eine große Stele des Königs Mentuhotep mit einer ithyphallischen Figur zwischen Chnubis und Satis LD II 150 b; unmittelbar links daneben ist später eine ähnliche kleinere Darstellung des Königs Neferhotep zugefügt worden. LD II 151 f. ...

 

Die hier beschriebenen Gebiete für die Inschriften Mentuhoteps befinden sich heute komplett unter Wasser.
 
Das Gebiet von Konosso war zumindest ab dem Mittleren Reich ein Endpunkt der Landwege [6]. Eine Befestigungsmauer verlief auf dem Ostufer von Assuan bis zum Hafen von Konosso. Aus römischer Zeit fand sich dort ein Lager. Der Inschriftenfels diente wohl als Landmarke. Von dem Hafen aus fuhr man nach Philae.
 
 

1 LÄ III, Sp. 684 s.v. Konosso 

2 Morgan, J. de: Catalogue des monuments et inscriptions de l'Égypte antique, Leipzig 1894, S. 65

3 John Ward: Pyramids and progress : sketches from Egypt; London 1900

4 Andrea Klug: Königliche Stelen in der Zeit von Ahmose bis Amenophis III, Brepols 2002

5 LD Text IV, S. 127-130

6 noch 1985 endete in Shellal die ägyptische Eisenbahn

 

Graffiti Mentuhoteps

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