Die "Königsgräber" in El-Tarif

Forschungsgeschichte

last update: 05.09.2008


Die sogenannten Königsgräber in El-Tarif sind bereits länger bekannt. Man findet sie schon auf Zeichnungen früher Reisender.

Zeichnung von Vivant Denon in Voyage, nach Clayton wiederentdeckte Ägypten S. 133
 

Vivant Denon  zeichnete 1798 Gräber der Edelleute in Theben. Hierbei (siehe Bild oben) handelt es sich ziemlich eindeutig um das Gräberfeld von El-Tarif mit einem der drei großen Grabanlagen.
Des Weiteren findet man sie in  den Nekropolenkarten von I. G. Wilkinson [1], R. Lepsius [2], A. H. Rhind [3] und Prisse d'Avennes [4] bereits eingezeichnet. Ins Interesse der Wissenschaft sind sie allerdings recht spät gerückt - zu spät vielleicht.
Bei den sog. Königsgräbern in El-Tarif handelt es sich um drei große Grabanlagen die im Gelände dominierten. Im Bild ein Ausschnitt aus der Karte von Lepsius [5]. Sie zeigt die Situation um 1844.

Inzwischen sind sie in der modernen Besiedlung fast völlig verschwunden.

Die ersten "Sondagen" an den Gräbern - zumindest des Grabes Saff el-Kisasija - führte Mariette 1860 durch. Hierbei wurden Teile der sog. "Hundestele" gefunden, die eine Zuweisung des Grabes an Antef II. WAH-anx ermöglichte. Mariette ließ die Stele vor Ort, wo sie in den folgenden Jahren zerbrochen und in einem Schacht verbaut wurde. Erst 1884 ließ er die Reste der Stele nach Kairo bringen.
Bei den beiden anderen Gräbern war die Zuordnung an bestimmte thebanische Regenten schwieriger. Saff el-Dawaba war Inschriftenleer, bis heute kann man demnach nur Vermutungen anstellen wem es zugeschrieben werden kann. So wechselten denn auch die in der Literatur genannten "Besitzer" der Gräber öfters. Hier eine Übersicht: 
Grab / Ägyptologe Winlock 1915 [6]

Winlock 1947 [7]

Hayes 1961 [8] / Thomas [9] / Arnold 1971 [10] Arnold 1972 und 1976 [11]
Saff el-Dawaba [12] MnTw-Htp %anx-jb-tA.wj
= Mentuhotep III.
MnTw-Htp %anx-jb-tA.wj
= Mentuhotep III.
Jnj-jtj.f Nxt-nb-tp-nfr 
= Antef III.
Jnj-jtj.f %hr-tA.wj 
= Antef I.
Saff el-Kisasija [13] Jnj-jtj.f WAH-anx 
= Antef II.
Jnj-jtj.f WAH-anx 
= Antef II.
Jnj-jtj.f WAH-anx
= Antef II.
Jnj-jtj.f WAH-anx
= Antef II.
Saff el-Baqar [14] Jnj-jtj.f Nxt-nb-tp-nfr 
= Antef III.
Jnj-jtj.f %hr-tA.wj 
= Antef I.
Jnj-jtj.f %hr-tA.wj 
= Antef I.
Jnj-jtj.f Nxt-nb-tp-nfr 
= Antef III.
In den Jahren 1884-85 gräbt E. Schiapirelli in El-Tarif und tätigt Ankäufe. 
1889 findet G. Daressy bei Grabungen am Talbau des Saff el-Kisasija weitere Fragmente der Hundestele.
M.H. Gauthier gräbt 1906 am Wüstenrand von El-Tarif. 
Petrie gräbt 1908-09 großflächig in seinen sog.  Nekropolen A und B, seltsamerweise scheinen ihn die großen Grabanlagen nicht interessiert zu haben.
Winlock erwirbt um 1913-14 Stelen aus dem Saff el-Kisasija und Saff el-Baqar. Etwa ab 1920 wird die Nekropole durch das moderne Dorf überbaut.
Unter der Leitung von Dieter Arnold führt das DAI im Jahre 1966 einen Survey der Grabinnenräume der drei großen Grabanlagen durch. Erst 1970-74 wird das Gebiet in 4 Kampagnen vom DAI genauer aufgenommen.

 

Genauere Kenntnisse zu diesem Friedhof sind demnach erstaunlich jung.
Im Zuge der Grabungen der Jahre 1970-74 stellte man fest, dass das Saff el-Baqar das jüngste der drei Gräber ist. Die Zuordnung der Eigentümer musste somit korrigiert werden [15]. Diese Zuordnung ist noch heute gültig.

 


1  Wilkinson, John Gardner: Topographical Survey of Thebes, London 1830

2  Lepsius, Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien : nach den Zeichnungen der von Seiner Majestät dem Könige von Preussen Friedrich Wilhelm IV. nach diesen Ländern gesendeten und in den Jahren 1842-1845 ausgeführten wissenschaftlichen Expedition. Berlin [1849 - 1859],  Tf. Abth. I, Blatt 73

3  Rhind, Alexander Henry: Thebes : its tombs and their tenants, ancient and present, including a record of excavations in the necropolis. London 1862

4  Prisse d'Avennes, Émile: Histoire de l'art égyptien d'après les monuments depuis les temps les plus reculés jusqu'à la domination romaine. , London 1878-1879

5  Lepsius, Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien : nach den Zeichnungen der von Seiner Majestät dem Könige von Preussen Friedrich Wilhelm IV. nach diesen Ländern gesendeten und in den Jahren 1842-1845 ausgeführten wissenschaftlichen Expedition. Berlin [1849 - 1859] Tf. Abth. I, Blatt 73

6  Winlock, Herbert Eustis: The Theban Necropolis in the Middle Kingdom, AJSL 32/1915, S. 1 - 37 

7  Winlock, Herbert Eustis: The Rise and Fall of the Middle Kingdom in Thebes, New York 1947

8  Hayes, William C.: The Middle Kingdom in Egypt in: CAH I, 2nd Ed. Chapter XX, p. 15-17

9  Thomas, Elisabeth: The Royal Necropolis of Thebes, Princeton 1966

10  Arnold, Dieter: Das Grab des Jnj-jtj.f. Die Architektur, Mainz 1971

11  Arnold, Dieter: Die Gräber des Alten und Mittleren Reiches in El-Tarif, Mainz 1976; von ihm bereits korrigiert in  Arnold, Dieter: Bericht über die vom Deutschen Archäologischen Institut Kairo im Winter 1971/72 in El-Tarif durchgeführten Arbeiten, MDAIK 29/1973 S. 148f

12  Nach Schenkel, in  Arnold, Dieter: Gräber des Alten und Mittleren Reiches in El-Tarif, Mainz 1976, S. 50 Anm. 134a, soll die Grabbezeichnung auf eine Frau namens Dawaba zurückgehen, die einst das Grab bewohnte = Saff der Dawaba. Wobei Schenkel aus den Gesetzen der arabischen Silbenbildung heraus erklärt, dass es hier nicht Saff el-Dawaba sondern nur Saff Dawaba heißen dürfte. Das "e" oder "el" mogelt sich als Einschubvokal dazwischen und verführt im Arabischen ungeübte dazu, in Angleichung an die beiden anderen Grabbezeichnungen ein Saff el-Dawaba daraus zu machen. Diese Bezeichnung scheint sich eingebürgert zu haben.

13  Nach Schenkel, in Arnold, Dieter: Gräber des Alten und Mittleren Reiches in El-Tarif, Mainz 1976, S. 50 Anm. 134a, soll die Grabbezeichnung aussagen, dass es das Saff einer Familie mit Namen Kisasija sei. Diese Großfamilie lebt (zumindest in der 1970er Jahren) immer noch in El-Tarif.

14  Nach Schenkel, in  Arnold, Dieter: Gräber des Alten und Mittleren Reiches in El-Tarif, Mainz 1976, S. 50 Anm. 134a, bedeutet die Grabbezeichnung "das Saff der Kühe" und weist auf eine Viehweide im Gebiet des Saff hin. Das Saff liegt dem Wasser (dem Fadilije-Kanal) am nächsten. 

15  Arnold, Dieter: Die Gräber des Alten und Mittleren Reiches in El-Tarif, Mainz 1976 

 

Saff el-Dawaba

Saff el-Kisasija

Saff el Baqar

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