Karnaks Anfänge, auf der Ostseite des antiken Theben gegenüber den
großen Nekropolen vor dem Westgebirge, liegen trotz der relativ
späten Entstehung des Tempels ziemlich im Dunklen. |
Seine Geschichte ist mit der "Entstehung", dem Auftauchen des Gottes
Amun in Theben eng verbunden. So mag man verstehen, dass es hier
auch um die frühen Belege dieses Gottes geht. Einer befindet sich
auf der Stele des RHwj. |
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Sie stammt aus El-Tarif, aus dem Grab Petrie B 33 und scheint nur in
einer Umzeichnung von Petrie publiziert zu sein. Die Stele befindet
sich heute im Manchester Museum mit der Inventarnummer no. 5052.
Der hier relevante Teil der Inschrift beginnt in Spalte 2 im zweiten
Drittel. Dort heißt es:
Ich versorgte das Haus des Amun während der schwierigen Jahre der
Beschaffung von/Besitzansprüche auf Opferfleisch, um am Fest des
Monatsanfangs für die Opfertische zu geben und zu stiften am
Jahresbeginn.
In der senkrechten Zeile 5 wird noch einmal Amun erwähnt. Bei der
ersten Erwähnung, dem Haus des Amun, dürfte es sich um die Nennung des Karnaktempels
handeln, nach Ullmann [1] dessen früheste Erwähnung.
Problematisch ist allerdings die Datierung. Die Inschrift enthält
kein Datum und keinen Königsnamen. Nach Ullmann [2] kann sie auf Grund von
Phraseologie und
Paläographie zweifellos in die 11. Dynastie datiert werden. Die am
Beginn der Inschrift in der waagrechten Zeile verwendete Form der
Opferformel spricht für die frühe 11. Dynastie. Ullmann listet in ihrem
Artikel
verschiedene Datierungen von Ägyptologen für den Zeitraum von vor
Antef II. bis Mentuhotep Nebhepetre auf. |
Petrie: Qurneh, pl. X
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Hieraus kann man mit ihr schlussfolgern, dass der Karnak Tempel
spätestens zur Zeit Mentuhotep Nebhepetres bestand. |
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Eine weitere Inschrift mit der Nennung von Amun findet sich in Turin
[3]. Die Herkunft der Inschrift ist unbekannt. Vermutlich stammt sie
aus einem Grab. Morenz [4] möchte die Herkunft aus einem Grab zwar
nicht ausschließen, bevorzugt als Herkunftsort allerdings eine
Tempelwand. Bei Morenz findet man folgende Übersetzung der
Inschrift:
Indem er in der Flut watete, zwang er die Sandbänke nieder. Er
machte Denkmäler für Month. Er stellte Amun zufrieden mit Schönem
aus Oberägypten, das er durch seine Krafttaten brachte. Er vermehrte
das Gottesopfer für Re, der ihn liebt. Er ist freundlich zu Hathor
mit Myrrhen und Öl. Er fängt Kühe mit Lassos für Gold (= Hathor),
die ihn liebt und die (immerzu) wünscht, daß er auf Erden dauere.
Sie gibt ihm das Königtum [der beiden Länder]
Horus ist er, der Sohn der Nut, der edle Herr: nachdem er ergriff
die beiden Länder in seiner Stärke, nachdem er befestigte die
Befehle der Ewigkeit, nachdem er bestrafte [seine] Feinde.
Amun taucht hier zusammen mit weiteren Göttern, Month, Re und
Hathor auf. Es handelt sich um die Legitimation eines ungenannten
Königs. Eine ungefähre Datierung lässt sich auch hier nur über die
Paläographie vornehmen, die zwischen Antef I. bis Antef III. [5]
schwankt. |
Vandier: Une inscription historique pl.
1
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Wie oben erwähnt, bevorzugt Morenz als Herkunft dieser Inschrift eine
Tempelwand, vorzugsweise Karnak. Durch die Nennung verschiedener
Götter in dieser Inschrift möchte er dann aber den Rückschluss
ziehen, dass der frühe Karnak-Tempel nicht ausschließlich ein Tempel
für Amun war. Diese Aussage möchte er durch ein umständliches
Konstrukt einer neuen/anderen Lesung der unten erwähnten Antef-Säule
stützen [7].
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Sicher datierbar ist eine Nennung eines Personennamens der mit Amun
gebildet wird, nämlich
Jmn-m-hAt auf der Stele des Megegi [6]. Der
Steleninhaber berichtet auf ihr über sein Leben in der Zeit des
Königs Nb-tp-nfr, Antef III. |
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Dies alles zeigt das Amun in Theben präsent ist, es zeugt von seinem
Aufstieg (Jmn-m-hAt = Amun ist an der Spitze), auch von einem
Tempel, vom Tempel
Karnak erfahren wir allerdings noch nicht viel. Das bisher älteste
architektonische Zeugnis des Tempels tauchte am 26. Mai 1985 auf.
Damals fand Thierry Zimmer während der Ausgrabungsarbeiten um
den zentralen Hof des Mittleren Reichs in Karnak eine
oktogonale Säule
mit der Namensnennung Antef II. aus der 11. Dynastie. Sie war im
sog. "Couloir de la Jeunesse" [8] verbaut aufgefunden worden.
Der erhaltene Rest der Säule ist 148 cm hoch. Sie besteht aus Sandstein
und verjüngt sich nach oben. Unten hat sie einen Durchmesser von
33,6 cm, oben lediglich noch 30 cm [9].
Der Text der Säule nennt Amun-Re und Antef II, geboren von
Neferu. Die Säule gilt als der älteste Beleg der Verbindung Amuns
mit Re. |
Stele des Megegi (c) Arnulf Schlüter
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Die oben angeführten Quellen zeigen die frühesten Belege für Amun und
früheste Zeugnisse für einen Tempel des Gottes. Eventuell an der
Stelle des späteren Karnak. |
Weitere Funde lassen eine Vorstellung vom Aussehen dieses/dieser frühen
Tempel erahnen. |
Die Grabungen des Centre franco-egyptien im
Bereich des Mittleren Reich Hofes brachten direkt im östlichen
Anschluss an die Kammern der Hatschepsut eine 10x10 m große
Plattform zutage [10]. Ziemlich nahe an dem westlichsten der vier
Granitschwellen des Mittleren Reiches, auf der Hauptachse des
Tempels. |
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Ullmann, Thebes: Origins of a Ritual
Landscape. Fig. 2.3
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Die Plattform bestand aus zwei, ehemals wohl drei Lagen
Sandsteinblöcken. In ihr waren mehrere Sandstein und Kalksteinblöcke
älterer Bauten verbaut. Auf Grund ihrer Lage datiert die Plattform
vor Sesostris I. dessen Tempel man die vorhandenen, heute noch
sichtbaren Granitschwellen
im Hof zuweist. Der verwendete Sandstein ist typisch für die Zeit Antef II.
bis Mentuhotep Nebhepetre, wir finden ihn auch als Spolie im kleinen
Tempel in Medinet Habu verbaut. |
An Reliefs fand sich das Fragment einer Szene, in der ein
König von einer Göttin gestillt wird. Eine Szene, die wir von
Mentuhotep Nebhepetre aus seiner Kapelle in Dendera und dem Fragment
aus Deir el-Bahri (heute im Kestner-Museum Hannover), sowie aus der
Zeit Sesostris I. kennen. Die vorhandenen hieroglyphischen Reste nennen keinen König.
Die Ausgräber datieren es über die Ikonographie in die Zeit
Amenemhet I. oder Sesostris I.
Weiterhin befanden sich zwei Sandsteinsäulenbasen unter dem
wiederverwendeten Material. Auf ihnen standen ehemals oktogonale
Säulen mit einem Durchmesser von 57 cm. Dies bedeutet, die Säule
Antef II. können sie nicht getragen haben, deren errechneter größter
Durchmesser dürfte bei ca. 40 cm gelegen haben. Die Säulenbasen
ähneln in der Größe, Material und Art denen im Tempel Mentuhotep
Nebhepetres in Deir el-Bahri. Die Verarbeitung soll handwerklich
etwas besser sein, deshalb datiert man sie an das Ende der 11.
Dynastie. |
Diese Plattform wurde demnach frühestens in den späten Jahren von
Amenemhet I. oder spätestens in den frühen Jahren Sesostris
I. errichtet. |
Aus den gemachten Funden zeichnet Ullmann [11]
mögliche Bauphasen des frühen Karnak-Tempels: |
- Spätestens unter Antef II. gab es einen Tempel mit einem
Zwei-Pfeiler(?)-Portikus. Dieser war nach Auskunft der gefundenen
Säule Amun-Re geweiht. Der Standort des Tempels dürfte
wahrscheinlich an der Stelle der Plattform gewesen sein. Wobei
die Maße der späteren Plattform mit 10x10 m die äußerste Größe des
Tempels darstellen dürfte, wahrscheinlich war er jedoch kleiner.
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- In den späten Jahren seiner Regierung ließ Mentuhotep Nebhepetre
(die Funde aus seiner Regierungszeit werden auf einer
extra Seite dargestellt) entweder diesen
Tempel erweitern oder er erbaute einen Neuen an dieser Stelle. Auch
dieser Tempel dürfte die Maße der Plattform nicht überschritten
haben. Wahrscheinlich bestand dieser Tempel der späten 11. Dynastie
aus Ziegelsteinen mit Türdurchgängen und Säulen aus Granit, Kalk- oder
Sandstein. Auf einen Hof oder Portikus dürfte eine kleine
Säulenhalle gefolgt sein, dahinter Opferraum und Sanktuar. Die
gefundenen Opferbecken mit Namen Mentuhotep Nebhepetre dürften
hieraus stammen.
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- Ullmann vermutet, dass Mentuhotep Nebhepetre, ähnlich wie in
Abydos und
Dendera, auch eine Ka-Kapelle in Karnak errichten ließ. Damit
wäre, zusammen mit dem Totentempel in Deir el-Bahri, die Kultbühne
für Amun-Re und den Königskult in einer Form vorhanden, wie wir sie
auch aus späteren Zeiten kennen.
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Stationen dieses Kultes zeigen Reliefs im Totentempel in Deir el-Bahri
auf. In einem Graffiti an den Bergwänden des Talkessels, berichtet uns
ein Priester von seiner Tätigkeit. Mit der dort gezeigten und
erwähnten Reise der Amunsbarke von Karnak über den Nil zum
Totentempel in Deir el-Bahri haben wir den frühesten Beleg für eines
der größten thebanischen Feste: das "Schöne Fest vom Wüstental". |
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