Das Königsgrab

Naville 14 - der Grabraum

last update: 10.11.2008

 

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Der letzte vor der Grabkammer liegende Korridorabschnitt ist teilweise eingefallen, weitere taffl-Massen drohen nachzurutschen, so dass hier ohne aufwendige Stützmassnahmen keine weiteren Untersuchungen stattfinden können. Dem nebenstehenden Bild ist die enge Zugangssituation zur Grabkammer zu entnehmen.
Der originale Zugang hatte eine Höhe von 1,50 m und eine Breite von 1,27 m.

Dahinter öffnet sich eine nach Süden ausgearbeitete Kammer. Diese war ursprünglich mit zwei Granitplatten verschlossen. Die untere Hälfte bildete ein nur 27 cm starker Stein, den Verschluss der oberen Hälfte bildete ein sekundär verwendeter Granitblock. Hierbei handelt es sich allem Anschein nach um eine Schwelle. Auf Grund des vorhandenen Türangelloches der Schwelle schließt Winlock [1] auf eine Durchgangsweite des Tores von 1,75 m. 

Der Eingang zur Grabkammer
© Instituto Estudios Antiguo Egipto 2006 España
 

Diese Weite passt zu keinem der im Grab und Tempel vorhandenen oder rekonstruierbaren Tordurchgänge. Ob diese Schwelle damit ursprünglich zum Tempel gehörte muss in Frage gestellt werden.

 Vor dieser Blockierung lagen auf einer Länge von 1,40 m vier weitere Kalksteinplatten.

Arnold, Mentuhotep I, Tf. 38
 

Arnold, Mentuhotep I, Tf. 40b
 

Naville scheint den 127 x 150 cm messenden Eingang nicht in diesem verschlossenen Zustand vorgefunden zu haben, woraus auf eine weitere Plünderung des Grabes geschlossen wird. Diese müsste nach der Restaurierungsarbeit des Neuen Reiches, eventuell in der 20. Dynastie, stattgefunden haben. Diese Plünderung könnte im Zusammenhang mit der Aufgabe des Tempels stehen und auf den Abtransport von Alabaster- und Dioritblöcken abgezielt haben.

Die aus dem taffl gearbeitete Höhle wurde mit (Rosen-)Granitsteinen verkleidet. Die Wandverkleidung scheint zwischen 80 und 100 cm stark zu sein. Auf den Wandsteinen sitzt ein Satteldach.

© Instituto Estudios Antiguo Egipto 2006 España
 

Arnold, Mentuhotep I, Tf. 21b
 

Dieses Satteldach besteht aus einer unteren Reihe (40 cm hoher) nach vorne kragender Steine die in der Neigung der Decke abgeschrägt wurden. Auf ihnen liegen die schräg zu einem Dachfirst zusammengestellten Deckenplatten. Der Hohlraum zwischen dem ausgebrochenen taffl und dem Dach wurde mit einem Mauerwerk aus großen schwarzen Nilschlammziegeln ausgefüllt. Diese Nilschlammziegeln findet man auch an anderen Stellen im Tempel. Die Fugen der Granitblöcke waren an der Schauseite mit Lehm verfugt.
Die Wände der Verkleidung sind geböscht (siehe Zeichnung oben).

Den größten Teil der Kammer nimmt eine Alabasterkapelle [2], in  der Form eines oberägyptischen Heiligtums, des pr-wr.  ein.
Das Dach des Heiligtums wurde allerdings nur durch einen vorderen Blendstein angedeutet. Der dahinterliegenden Bereich, den man nicht mehr einsehen konnte, wurde nicht in Steinen auf die Kapelle gesetzt.

Arnold, Mentuhotep I, Tf. 21 a
 

© Instituto Estudios Antiguo Egipto 2006 España
 

Wie den oberen Bildern zu entnehmen ist war diese Kapelle einst mit einer zweiflügeligen Tür verschlossen. Die Türangeln haben sich erhalten, die Türen sind wohl den Grabräubern zum Opfer gefallen.
Der Türsturz ist, statt aus Alabaster, aus Rosengranit gearbeitet. Die Kapelle hat eine umlaufende Hohlkehle und Rundstäbe an den Ecken.
Vor der Tür findet sich eine Vertiefung, die einst (nach Winlock) aufragende Steine beherbergte. Diese wurden wohl nach dem Begräbnis eingebracht um ein Öffnen der Türen zu verhindern, oder wenigstens zu erschweren.

Verschiedene Markierungen lassen darauf schließen, dass die Verkleidung des Raumes und der Aufbau der Kapelle genauestens durchdacht - diese eventuell auch außerhalb probeweise aufgebaut worden war - und im fertig gearbeiteten Zustand unten im Grabraum aufgebaut wurden.

Normalerweise wurden die Endarbeiten vor Ort erledigt, dies war hier wohl aus Platzgründen nicht möglich. Die Markierungen sicherten dann eventuell den richtigen Aufbauort der Steine.

© Instituto Estudios Antiguo Egipto 2006 España

Die Kapelle beherbergte einen hölzernen Sarg und Salbgefäße des Königs. Beides hat Abdrücke im Boden der Kapelle hinterlassen [4].

Gleichmäßig verteilte Löcher [5] an den Seitenwänden und der Rückwand lassen auf ein Gestell mit dünnen Stäben schließen, das vielleicht mal ein Bahrtuch über dem Sarg trug. Dies kennen wir von späteren Bestattungen, man denke an das mit Rosetten besetzte Tuch von Tutanchamun.
 

© Instituto Estudios Antiguo Egipto 2006 España

Arnold, Mentuhotep I, Tf. 22 b
 

Arnold, Mentuhotep I, Tf. 22 a
 

Nachdem die Kapelle aufgestellt war wurde der enge Zwischenraum zwischen den Längswänden und der im Süden der Kammer mit recht kleinen Platten aus schwarzem Diorit ausgefüllt (zu sehen auf den beiden oberen Bildern). In sieben Schichten übereinandergesetzt reichen sie heute stellenweise bis über die Hohlkehle hinaus.
Nach Arnold [6] wurden sie in kompliziertem Verfahren in den engen Zwischenraum eingebracht. Dies lässt auf einen nachträglichen Einbau schließen, wahrscheinlich als Stützkonstruktion und Schutz der Kapelle.

Alle Sicherungsmaßnahmen, oder auch zum Teil der Zufall, scheinen gefruchtet zu haben. Bis dato ist weder der Gang noch der Grabraum eingestürzt.

 

1 Arnold, Dieter: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band I. Architektur und Deutung. Mainz 1974, S. 48 Anm. 111

2 Außenmaße: Breite 236 cm, Länge 357 cm, Höhe 248 cm und Innenmaße: Breite 122 cm, Länge 280 cm, Höhe 230 cm; nach Arnold, Dieter: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band I. Architektur und Deutung. Mainz 1974, S. 48

   Die Form des Heiligtums, und damit der Kapelle als Hieroglyphe.

4 Arnold, Dieter: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band I. Architektur und Deutung. Mainz 1974, Tf. 22 c Bildunterschrift

5 Es handelt sich um je 7 Löcher  an den Längswänden und 3 Löchern an der Rückwand mit einem Durchmesser von 1,8 cm und einer Tiefe von 6-7 cm, die sich in einer Höhe von 147 - 147,5 cm an den Wänden in Abständen von 35 cm finden. Die Löcher sind auf einer roten Vorzeichnungslinie angebracht. Siegellackähnliche Flüssigkeitsreste lassen darauf schließen, dass etwas in ihnen eingelassen und mit der Flüssigkeit verklebt war. so: Arnold, Dieter: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band I. Architektur und Deutung. Mainz 1974, S. 48

6 Arnold, Dieter: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band I. Architektur und Deutung. Mainz 1974, S. 49

 
 
 

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