Das Königsgrab

Naville 14 - der Korridor

last update: 09.11.2008

 

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Dort, wo der offene Dromos im Felsen verschindet verengt sich der Zugang auf ca. 2,30 m.
An dieser Stelle befindet sich heute der moderne, allerdings verschlossene, Zugang zum Grab.

Naville [1] beschreibt den Fund als sloping passage, die schnell in den Fels geht. Der Zugang war blockiert mit enormen Steinen. Es erinnerte ihn an: "... it looked very much like a tomb-dromos, such as are numerous in the valley of the kings."

Nachdem Naville die enormen Steinplatten hatte wegräumen lassen, kam ein unverschütteter Korridor zutage, den man aufrecht beschreiten konnte.

Naville, II pl. VII a

Arnold, Mentuhotep I, Tf. 35
 

Nach Arnold [2] konstruierte Naville am Übergang Dromos - Korridor grundlos ein Zugangstor aus Kalkstein. Diese Rekonstruktion lehnt Arnold ab, da er den antiken Verschluss 2,50 m tiefer im Korridor drinnen sieht (siehe obige Zeichnung).
Dort befindet sich im Boden eine stufenartige Abarbeitung und an den Seitenwänden eine nicht sehr tiefe Einkerbung. Arnold weist daraufhin, dass der Türrahmen der zeitgenössischen Privatgräber sich in der Regel etwas tiefer in der Grabfassade befindet.
Er nimmt allerdings keine Tür, sondern eine Verschlussplatte für den Korridor des Königsgrabes an. Hiervon sind keine Reste mehr gefunden worden. Nach Naville war der Bereich des Korridors von dieser Verschlussplatte bis zum Übergang in den Dromos mit zahlreichen großen Steinen blockiert. Im Bereich hinter der Verschlussplatte war der Korridor, wie oben bereits erwähnt, wohl nicht verfüllt.
Hinter dieser wahrscheinlichen Blockierung ist der Gang mit gewölbter Decke aus dem anstehenden taffl gearbeitet.

Ungefähr 10,20 m hinter dem Eintritt in den Felsen befindet sich auf halber Höhe in der nördlichen Wand eine 1,50 bis 1,70 m tiefe Nische (siehe Foto rechts, beim großen Stein). In der Nische hat Naville Holzfiguren gefunden. Näheres zu den Nischen und Funden auf einer separaten Seite.

Im Anschluss an die Nische ist der Gang mit einer Trockenmauer aus salat-Blöcken, Kalksteinbruch und taffl-Schutt errichtet. Diese Mauer reicht bis fast zum Ende des Korridors.

Naville, II pl. VII b
 

Die Trockenmauer, die fast bis zum Ende des Ganges reicht, steht nicht direkt auf dem Boden des Korridors, sondern auf einer Schicht von taffl-Staub, taffl-Grieß gemischt mit Strohhalmen und auf, wohl modern zertretenem taffl-Bruch.
Arnold [3] sieht hierin das Ergebnis von Restaurierungsarbeiten, wohl der frühen 18. Dynastie (unter Amenhotep I., Hatschepsut oder Thutmosis III.) - eventuell auch der Restauratoren nach den Zerstörungen der Amarnazeit.
Bei dem Material handelt es sich laut ihm nicht um eingedrungene Schuttmassen, da der obere Bereich des Korridores nach Navilles Aussagen frei war. Er meint das Material wurde ursprünglich zum Verschluss des Korridors nach der Bestattung eingebracht und von den Restauratoren zur Erleichterung des Durchganges sorgfältig auf den Seiten aufgeschichtet.

Trockenmauer im oberen Korridor
 © Instituto Estudios Antiguo Egipto 2006 España
 

Ein Aufwand, der selten von Grabräubern betrieben wurde, die sich in der Regel mit einem kleineren Durchgang begnügten der zudem wesentlich weniger Arbeitsaufwand erforderte. Für Arnolds Vermutung spricht der Fund von Keramik des Neuen Reiches, die in diesen Mauern gefunden wurde. Moderne Grabräuber kommen ebenfalls nicht in Frage, da der Tempel seit der 21. Dynastie unter einer meterhohen Schuttschicht bedeckt, und damit unzugänglich.

Arnold, Mentuhotep I, Tf. 34
 

Etwa auf der Hälfte der Länge des Korridors fanden sich zwei weitere Nischen rechts und links des Ganges.
Ab hier, 65,30 m vor der Grabkammer, sind Wände und Decke des Korridors mit Sandsteinplatten verkleidet.
Die Fundamentblöcke dieser Verkleidung stehen in einem, aus dem taffl geschnittenen, Graben eingetieft. Dessen Tiefe lässt sich nicht ermitteln, da aus Sicherheitsgründen der Boden des Ganges nicht freigelegt wurde.

Arnold, Mentuhotep I. Tf. 37b
 

Arnold, Mentuhotep I. Tf. 20b
 

Auf den Fundamentblöcken stehen zwei Lagen die Wand verkleidende Sandsteinplatten mit einer Höhe von insgesamt 1,60 - 1,67 m.
Hierbei "scheint (nur) an der Nordwand die obere Plattenreihe etwas zurückspringend in eine Einarbeitung der unteren eingelassen zu sein." [4]
Die Decke ist mit zwei gewölbeartig gearbeiteten Steinen verkleidet. Sie sitzen auf der oberen Plattenverkleidung der Seitenwände auf und werden durch eine Abarbeitung der Wandplatten an der Innenseite vor einem verrutschen in den Gang gesichert. Die Fugen der Gewölbesteine sind sehr sorgfältig ausgefugt, mit einem recht harten Mörtel der mit Sandsteinmehl vermischt wurde.
Nach Arnold [5] ist diese Teilverkleidung des Ganges eine Bauplanänderung. Ursprünglich sollte der gesamte Korridor lediglich aus dem Felsen gearbeitet werden. Die Steinqualität des taffl machte es nötig den Korridor zu sichern - durch die Verkleidung abzustützen. So beginnt die Sandsteinverkleidung nämlich genau dort, wo die Steinqualität deutlich abnimmt.
Auf den beiden Plattenlagen sitzt auf jeder Seite ein bogenförmig ausgeschnittener Gewölbestein. Deren Fugen sind mit einem sehr harten Mörtel sorgfältig ausgefugt worden.

Für den nachträglichen Einbau spricht auch die ungewöhnliche Dünne der Platten. Die Sandsteinplatten im oberen Bereich des Korridoeres sind nicht besonders stark. Man wollte die Verkleidung wohl mit so wenig Aufwand und Platzverlust wie möglich erreichen.

In Konsequenz sind fast alle Teile der Verkleidung in Folge des Druckes geborsten. Die Stabilität dieses Abschnittes ist heute durch die auch hier vorhandene Trockenmauer der Restaurierungsphase des Neuen Reiches gegeben, die sich an den Wänden der Verkleidung entlangzieht und diese dadurch vor dem Einsturz bewahrt.

Im Bereich kurz vor der Grabkammer sind die seitlichen Platten wahrscheinlich auf fast 40 cm verstärkt worden.

Das untere Ende des Ganges mit vorgelagerter Trockenmauer.
© Instituto Estudios Antiguo Egipto 2006 España

Der Gang verengt sich hier am Ende von 2,30 m auf 1,60 m.

Die gewölbten Deckensteine stoßen am Ende an vier hintereinanderliegende, durchgehende rechteckige Platten mit einer Stärke von 1,30 m. Diese werden nicht mehr an den Seiten von einer Plattenverkleidung gestützt, sondern liegen auf dem taffl auf.

Dieser Abschnitt ist, wie auch der Beginn des Korridores lediglich in das taffl-Gestein geschnitten. Heute ist er stark zerstört, teilweise eingefallen und weitere Teile drohen nachzurutschen. Arnold [6] nimmt an, dass hier die Blockierungssteine für die Grabkammer lagerten und deswegen keine Verkleidung angebracht werden konnte. Es mangelte schlicht und einfach am Platz.

abgestützte Deckensteine vom letzten Gangabschnitt
© Instituto Estudios Antiguo Egipto 2006 España
 

Auch die Deckensteine sind unter der Last des Berges gebrochen und wurden, wohl von Winlock abgestützt. Wobei diese Abstützung nicht die erste zu sein gewesen scheint. Bereits Naville [7] berichtet hier von einer antiken Stützkonstruktion aus Balken und alten Särgen. Alte Balken sind wohl in der Nähe noch zu finden.

Hinter den rechteckigen Deckenplatten beginnt bald die sich nach Süden öffnende Grabkammer

Dieser letzte vor der Grabkammer liegende Korridorabschnitt ist teilweise eingefallen, weitere taffl-Massen drohen nachzurutschen, so dass hier ohne aufwendige Stützmassnahmen keine weiteren Untersuchungen stattfinden können.


1 Naville, Édouard: The XIth [eleventh] dynasty temple at Deir el-Bahari. Bd. II. London 1910, p. 3

2 Arnold, Dieter: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band I. Architektur und Deutung. Mainz 1974, S. 45

3 Arnold, Dieter: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band I. Architektur und Deutung. Mainz 1974, S. 45

4 Arnold, Dieter: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band I. Architektur und Deutung. Mainz 1974, S. 47

5 Arnold, Dieter: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band I. Architektur und Deutung.  Mainz 1974, S. 47

6 Arnold, Dieter: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band I. Architektur und Deutung.  Mainz 1974, S. 47

7 nach Arnold, Dieter: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band I. Architektur und Deutung.  Mainz 1974, S. 47 Anm. 109

 
Literatur:
Arnold, Dieter: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band I. Architektur und Deutung.  Mainz 1974

Naville, Édouard: The XIth [eleventh] dynasty temple at Deir el-Bahari. Bd. II. London 1910

 

Hinweis:
Mein ganz besonderer Dank gilt Teresa Bedman González und Francisco Martín Valentín vom Instituto de Estudios del Antiguo Egipto (I.E.A.E.) die mir erlaubten ihre im Grab von Mentuhotep Nebhepetre gemachten Fotos hier zu verwenden.

 

 

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