Cheti ($tjj)

TT 311

last update: 08.06.2009


Das Grab des Schatzmeisters Cheti [1] befindet sich am Nordabhang des Talkessels von Deir el-Bahri. 

Es wurde in der Saison 1922-23 von Winlock im Auftrag des Metropolitan Museum of Fine Art, New York untersucht und aufgenommen. Das Grab gehört zu den größten privaten Grabanlagen dieses Gebietes.

Winlock, Excavations S. 69 fig. 7
 

Dem  Grab ist ein, für die Zeit typischer, sehr großer Hof vorgelagert der im Gelände noch erkennbar ist. 

Zum Grabeingang führen Stufen hinauf, auf denen [2] ein roter Granitaltar stand. Laut Winlock [3], verziert mit einem Relief von Betenden für Chetis Einzug in den Westen. Zwei Vertiefungen für Opfer sind vorhanden. Die ehemals aus Holz bestehende Verschlusstür des Grabes war nicht mehr vorhanden. Das Grab war bei Auffindung zur Hälfte verschüttet und längst ausgeraubt.

Winlock, Excavations pl. 15 unten links
 

Die Grabkapelle - Winlock, Excavations pl. 16 oben
 

Altar (BMMA 18/1923, fig. 7)
 

oberer Teil einer Stele von Cheti (BMMA 18/1923, fig. 8)
 

Die Wände des Korridors waren mit feinem Kalkstein verkleidet, Boden und Decke mit Sandstein ausgekleidet. Aus dem Jahr 17 Ramses II. stammt eine Besucherinschrift des Hohenpriesters Neb-neteru. In der Zeit danach siedelte sich im Grab eine Stein-Schüssel-Manufaktur [4] an. Sie verarbeitete die Wände, die Überreste in Form von Chips mit  Spuren herrlicher Farben fanden sich noch auf dem Boden des Ganges. Aus ihnen lassen sich so manche der Szenen der Dekoration erahnen. In der Kapelle waren die Wände getüncht und bemalt. Nur wenige Reste sind bis heute erhalten [5].

Graffito des Neb-neteru - BMMA 18/1923, fig. 9

 

unvollendetes Teil der Steinschüsselmanufaktur: Jagdszene
MMA
1923.3.173 - BMMA 18/1923, fig. 10
 

Das unvollendete Teil der Steinschüsselmanufaktur zeigt die Reste einer Jagdszene. Man erkennt einen Hund mit breitem Halsband, der eine Gazelle anspringt. Diese wendet ihm dem Kopf zu. Unterhalb der Darstellung des Hundes steckt im Rücken der Gazelle ein Pfeil. In Fragmenten sind weitere Huftiere auf dem Objekt zu sehen.
Die unten abgebildeten Fragmente aus dem Grab zeigen Männer bei der Jagd. Einer trägt einen Bogen. Darunter sind die Reste einer Szene des Vogelfangs mit dem Klappnetz zu sehen. Der obere Teil des Grabes war demnach mit Szenen des Diesseits geschmückt. Aus den unpublizierten Fragmenten im Metropolitan Museum of Art in New York kann man Szenen des Jagen, Fischen und Vogelfanges rekonstruieren (wie hier bereits zu sehen). Aber auch Darstellungen von Schreibern und Reihen von Dienern, tanzende Männer und Frauen, Muu-Tänzer, der Grabherr mit einem Zwerg sind ehemals abgebildet gewesen.
Im Eingangsbereich war eine Szene die den König in erhabenem Relief zeigt. Erhalten ist lediglich ein Teil des Kopfes mit Resten der Weißen Krone Oberägyptens. Es handelt sich um die erste Darstellung eines Königs in einem Privatgrab [6].

Foto oben: Arnulf Schlüter 2006

Foto links: ays
Königsdarstellung aus dem Grab des Cheti; MMA 26.3.354b

Der im Altertum zugängliche Teil des Grabes endete in der Grabkapelle. Auch die Handwerker der Steinverarbeitung drangen nicht weiter vor. Hinter der Rückwand befand sich der Gang zum unterirdischen Teil des Grabes, der in der Grabkammer mündete. Hier sind noch Reste der aus bemalten Kalksteinplatten bestehenden Wandverkleidung erhalten geblieben. Der, ehemals im Boden eingelassene, Sarkophag war allerdings nicht mehr da. Reste von ihm befinden sich heute im Metropolitan Museum of Art, New York und sind unpubliziert [7].

Die Sarkophagkammer - Winlock, Excavations pl. 16 unten
 

unterstes Register der Nordwand der Grabkammer - Wilkinson/Hill p. 23 fig. 18
 

Die Reliefs des Grabes waren in leichtem, versenkten Relief gearbeitet, die Grabkammer lediglich bemalt. An den Wänden der Grabkammer ist ein Gerätefries mit Gegenständen für die Jenseitsversorgung abgebildet.

Im Grab fanden sich Reste von 7 Holzstatuen des Cheti, ein paar zerbrochene Bögen und Pfeile und einige Holzmodelle. 

 

1  Grab Nummer: TT 311 = MMA 508

2  in der Zeichnung oben A

3  Winlock, Herbert Eustis: Excavations at Deir el Bahri: 1911-1931. New York  1942, p. 69

4  Winlock, Herbert Eustis: Excavations at Deir el Bahri: 1911-1931. New York  1942, p. 70

5  Winlock, Herbert Eustis: Excavations at Deir el Bahri: 1911-1931. New York  1942, p. 71

6  Freed, Rita E.: The Development of Middle Kingdom Egyptian Relief Sculptural Schools of Late Dynasty XI with an Appendix on the Trends of Early Dynasty XII (2040 - 1878 B.C.), Ann Arbor 1984,  p. 56; Wildung, Dietrich: Ägypten 2000 v. Chr.; München 2000, S. 54 Abb. 4; Das Fragment befindet sich heute im Metropolotan Museum of Art, New York 26.3.354b, Rogers Fund 1926

7  Allen, James P.: Some Theban Officials of the Early Middle Kingdom, in:  Studies in Honor of William Kelly Simpson, Boston 1996, p. 5 n. 13

 

 

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