Von Mentuhotep Nebhepetre sind mehrere Frauen bekannt, Neferu, Tem, Sadeh, Henhenet,
Aaschyt, Kawit und Kemsit, die alle den
Titel einer Königsgemahlin trugen. Spielten alle diese Frauen die
gleiche Rolle
in seinem Leben?
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Unterschiede
zwischen diesen Frauen lassen sich aus der Lage ihrer Gräber ableiten.
Alle Bestattungen befinden sich im Bereich seines Totentempels.
Zwei der
Frauen, Neferu und Tem haben größere Grabanlagen im Tempelbereich.
Während Neferu ein Grab im Hofbereich hat, wurde das Grab der Tem an
bevorzugter Stelle neben dem des Königs im Tempel angelegt.
Die anderen
Frauen haben Schreine im Ambulatorium und Schachtgräber in dem dahinter
liegenden Säulenhof [1].
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So lassen sich die Frauen auf Grund der Lage und Form ihrer Gräber in
wenigstens zwei Gruppen unterscheiden.
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Zu den beiden Frauen mit den größeren Grabanlagen, Neferu und Tem, gibt es
persönlichere Angaben. So handelt es sich bei Neferu um die
Schwestergemahlin Mentuhotep Nebhepetres, Tem ist die Mutter seines
Nachfolgers Mentuhotep Seanchkare. Von den anderen Frauen ist außer der Angabe ihrer
Titel nichts aus ihrem Leben überliefert worden.
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Innerhalb ihrer Titel gibt es eine Auffälligkeit. L. Kuchman [2] merkt folgendes
an, die Titelsequenzen der Frauen mit einem Begräbnis in den
Schachtgräbern unterscheiden sich von den Titeln von Neferu und Tem.
Letztere tragen zahlreichere Titel und Tem wird auch außerhalb ihres Grabes
erwähnt.
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Bei den anderen 5 Frauen [3] beschränken sich die
Titel in der Regel auf folgende:
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Hm.t-njsw.t mr.t f =
Königsgemahlin, von ihm geliebt
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Xkrt njsw.t watt
= einziger Königsschmuck
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Hm-nTr @wt-Hr =
Priesterin der Hathor
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Diese Titel werden zudem unterschiedlich gruppiert. Kuchman merkt an, dass der Titel der Königsgemahlin lediglich auf
den Schreinen der Frauen auftaucht, nicht in ihren Grabkammern -
wohingegen
Neferu und Tem in ihren Gräbern als königliche Gemahlinnen bezeichnet
werden. Die in den Schachtgräbern bestatteten Frauen sind somit nur
in ihrer "Außenwirkung", d.h. im Bereich des Kultvollzuges
Königsgemahlinnen. Im abgeschlossenen Bereich ihres Grabes werden sie
lediglich als Königsschmuck und Priesterin der Hathor bezeichnet.
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Kuchman schließt daraus, dass diese Frauen lediglich eine kultische
Rolle innehatten und nicht mit dem Hof des Königs in Verbindung gebracht werden
sollten. Ihre Rolle als Königsgemahlinnen nahmen sie nach dem Tode
wohl in ihrer Funktion als Priesterin der Hathor ein. Der Auffassung von
Kuchman zur funktionalen Rolle dieser Damen folgt auch Detlev Franke [4], der diese als inzwischen allgemein anerkannt
bezeichnet.
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Anzumerken sei hier noch, dass die Schreine und Schachtgräber dieser
Frauen zu den ältesten Bauten in Deir el-Bahri, und somit auch innerhalb
der Tempelanlage, gehören. Obwohl sie sich nur schwer in den endgültigen
Bauplan einpassten wurde an ihrer Lage nichts verändert.
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Daraus könnte man im Rückschluss vermuten, dass nach Abschluss dieser
frühen Bauphase keine weiteren Priesterinnen der Hathor in diese kultische
Rolle "schlüpften". Möglicherweise deutet dies auf einen
Vorstellungswandel hin?
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Der Titel der "Königsgemahlin" ist bei den 5 Frauen nur spärlich
belegt. Zum Teil beruht er auf Rekonstruktionen der zerstörten
Inschriften. Hier eine
Auflistung: |
Sadeh: Naville [5] rekonstruiert, wohl auf Grund ähnlicher
Darstellungen anderer Schreine, ein Fragment mit der Beschriftung
xmt-njsw.t mr... auf die rechte
Eingangsseite ihres Schreines.
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Henhenet: in London (BM 1450
(1907.7.15.478)) befindet sich ein Fragment mit der Titelangabe
xmt-njsw.t mr.t f . Die
Lesung und Zuordnung des Stückes an Henhenet beruht auf einer zerstörten
Stelle auf diesem Fragment. Dort sind Reste der Hieroglyphe n zu
erkennen, die sich nur sinnvoll in einen Kontext bringen lassen, wenn
man hier die Namensnennung Henhenet rekonstruiert. |
Aaschyt: der Titel der "Königsgemahlin" findet sich auf dem Schrein [6].
Nach Lana Troy [7]
wird sie mit dem Titel einer "Großen Königlichen Gemahlin" auf einem
Skarabäus in London erwähnt. Diese Angabe wäre singulär und sollte geprüft werden.
Nach Gauthier [13]
gibt es zwei Skarabäen. Theodor M. Davies hat in Ägypten einen Skarabäus
erworben, ein anderer befindet sich im British Museum in London mit der
Inv. Nr. 40855. Nach der Publikation von Gauthier stimmt die Lesung von
Lana Troy, allerdings verweist Gauthier in Fußnoten darauf hin, dass die
Datierung der Stücke strittig sei.Sie schwankt zwischen der frühen 18.
Dynastie und eben Mentuhotep Nebhepetre. So wäre dann zuerst die
Datierung zu klären. |
Kawit: bei Naville [8] findet sich das Fragment einer senkrechten
Inschrift. Am oberen Rand des Bruchstückes sind die Hieroglyphen t
und f über dem Titel "einziger Königsschmuck" und dem Namen
der Kawit erhalten. Clere/Vandier [9] ergänzen dies zu dem Titel
xmt mrj.t f. Ein weiterer
möglicher Beleg wäre ein Bruchstück in Genf (siehe bei Kemsit). |
Kemsit: die Zuweisung des Titels einer "Königsgemahlin" beruht auf
einem Bruchstück in Genf (Inv. Nr. 4767) [10].
Das Fragment zeigt unter einer Sternenreihe Kopf und Schulter einer
Frau. Vor der Frau die Inschrift
xmt-njsw.t mr,
hinter der Frau die Hieroglyphe für njsw. Ein Name
erscheint auf diesem Fragment nicht. Laut Clere/Vandier [11]
gibt es ein Anschlussstück, das die Rekonstruktion der Namen Kawit
(vorne) und Kemsit (hinten) erlaubt.
Clere/Vandier führen das Stück unter "Varia" auf und weisen es keinem
Grab zu. Naville stellt es in seinen Tafel unter die Fragmente aus den
Schreinen. Sollte sich das Stück, wie von Clere/Vandier oben angegeben,
ergänzen lassen hätten wir zwei "Königsgemahlinnen" in einer eventuell
noch zu ergänzenden Prozession. Eine Szene, die eher im Tempel und
weniger an den Schreinen zu erwarten wäre?
Lana Troy [12]
führt eine fragliche Lesung des Titels auf Sarkophagfragmenten (BM
43037) an. Diese lässt sich anhand der von ihr zitierten Quelle
(Clere/Vandier, S. 33f) nicht nachvollziehen. Zudem wäre ein Auftauchen
des Titels auf einem Sarkophag für diese 5 Frauen singulär. |
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