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Erläuterungen: |
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Tamariske |
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Deutung |
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Ostrakon MMA 22.3.30 |
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Im Totentempel Mentuhotep Nebhepetres findet man eine der wenigen fast
komplett erhaltenen Tempelgartenstrukturen des Alten Ägypten. Tempelgärten waren wahrscheinlich bei den meisten Tempeln vorhanden, ihr
Aussehen und ihre Bepflanzung sind allerdings nur selten aus
Ausgrabungen bekannt. In verschiedenen Beamtengräbern finden sich
Darstellungen von Tempelgärten.
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Als Tempelgarten bezeichnet man die im unteren Plan Rot und Grün
eingezeichneten Stellen.
Es war ein umfangreicher Garten im Hof vor dem Tempel, beiderseits der Rampe
bis zur Umfassungsmauer geplant. Neben Gruben für Bäume (in der Karte grün) fanden die
Ausgräber auch Blumenbeete (in der Karte rot).
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nach: Arnold, Mentuhotep Notes, Tf. 38
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Die tempelnahen Pflanzlöcher der Bäume sieht man heute noch beiderseits der Rampe im
Gelände. Besonders deutlich sind jene südlich der Rampe zu sehen.
Da der Boden des Tempelareals gänzlich aus Stein besteht, mussten die Pflanzlöcher trichterförmig in das anstehende Gestein des Talkessels
eingegraben werden. Anschließend wurden die bepflanzten Löcher mit dunkler Erde
(Nilschlamm) vermischt mit Flusssand aufgefüllt [1] um
den Bäumen, Sträuchern und Blumen optimale Wachstumsbedingungen zu
geben.
Die Größe der Baumgruben unterscheidet zwei Gruppen. Die
größeren Baumgruben liegen in einer Reihe südlich und nördlich der Rampe
und bilden eine Allee die auf den Tempel zuführt. Ursprünglich waren hier wohl je
eine Baumreihe mit 14 Bäumen geplant. Damit hätte die Baumallee bis zum
Eingang geführt. |
Aufnahme von 2006 |
Die Arbeiten an den großen Baumgruben begannen im Westen, vor dem
Tempelgebäude und wurden von dort gen
Osten, zur Umfassungsmauer weitergeführt [2].
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Ausschnitt aus: Arnold, Mentuhotep Notes, Tf.
51, 13 |
Detail des südlichen Gartenteiles von 2006
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Diese Baumgruben wurden trichterförmig (siehe Zeichnung oben) in
den anstehenden Felsen gearbeitet. Ihr oberer Durchmesser beträgt 5-6 m,
sie erreichen Tiefen von bis zu 9-10 m. Bis unten verengt sich das Loch
auf ca. 1 m.
Um diese Tiefe zu erreichen führten spiralförmige Treppen vom Rand
des Loches nach unten wie im Baumloch S VII (südliche Reihe, Loch 7
vom Westen her gezählt) deutlich zu sehen ist.
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Arnold, Mentuhotep Notes, Tf. 16 b |
Wie dem oberen Plan zu entnehmen endet die
südliche Baumreihe nach 13 Baumlöchern, die nördliche bereits nach 12.
Die Arbeiten an den fehlenden Baumlöchern wurden nie begonnen. Nicht
alle im Plan eingezeichneten Pflanzlöcher wurden fertig gestellt. Den
Schnittzeichnungen Winlocks [3]
ist zu entnehmen, dass man z.B. die Baumlöcher S XI und S XIII, oder
auch die unten abgebildeten nördlichen Baumlöcher nur begonnen hatte
auszuheben. Hier wurde lediglich der obere Bereich in den Felsen
eingegraben, bevor die Arbeiten stoppten. |
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Arnold, Mentuhotep Notes, Tf. 50, 8
Großansicht |
Sehr wahrscheinlich
fand eine Planänderung statt. Nicht mal alle tief in den Fels
gearbeiteten Pflanzlöcher wurden bepflanzt. Pflanzenreste fanden sich nur jeweils
in den
westlichsten vier Baumgruben jeder Reihe. Die weiteren wurden mit
taffl verfüllt. |
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Arnold, Mentuhotep Notes, Tf. 49 |
Übrig blieb ein kleiner "Wald" direkt vor dem Tempel. Die großen
Pflanzlöcher S I-III und N I-III waren mit
Ficus sycomorus bepflanzt. In S IV und N IV wurden die
Pflanzenreste als Tamarix articulata
identifiziert.
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Wie in
Anmerkung 1 zur Verfüllung von N IV schon angedeutet, weicht dieses
Pflanzloch etwas ab. Neben der teilweisen Verfüllung aus taffl
findet sich auf dem Pflanzloch (siehe Zeichnung oben N IV östliches
Rechteck) ein Altar aus getrocknetem Schlamm. Ein Befund den wir sonst
nur noch im Kreisgarten finden. |
Südlich und nördlich dieser Baumallee fanden sich deutlich kleinere
Pflanzlöcher die fast symmetrisch angeordnet waren. So fanden sich im
Norden vier Reihen mit je acht Löchern und im Süden drei Reihen mit
sieben Löchern. Dazu kam westlich der ersten großen Bäume noch je ein
Loch. Am Pflanzloch S III findet sich ein weiteres kleines,
wahrscheinlich falsch platziertes Loch.
Diese Löcher haben einen Durchmesser von 1,2 - 2,4 m an der Oberfläche (durchschnittlich
1,6 m). Nur eines wurde komplett ergraben (Nr. 5 der Nordreihe
von Westen her gezählt), es war trichterförmig und hatte eine Tiefe
von 1,30 m. Die obersten 50 cm bestanden aus zerbrochenen
Nilschlammziegeln [4],
darunter taffl. In der Grube fanden sich Fadenwurzeln bis zu
einer Tiefe von 70 cm. Nach Meinung des Ausgräbers ist nie Wasser bis zu
einer Tiefe von 1 m eingedrungen [5].
Alle kleinen Pflanzlöcher sollen mit Tamarisken bewachsen gewesen sein.
In vielen fand sich kein Holz mehr. Im holzarmen Ägypten hat man nach
Absterben der Bäume soviel Holz wie möglich entfernt und
weiterverarbeitet.
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Womit sich die Frage stellt wie lange dieser Baumbestand den Tempelhof
zierte. Hier vermitteln die Beschreibungen recht unterschiedliche
Eindrücke. |
So beschreibt Winlock [6]
gerade für die kleinen Pflanzlöcher gut verwurzelte Bäume. Dies bedingt
wohl eine längere Wachstumsperiode an diesem Standort. Gerade die
westlichste Reihe, direkt vor der Kolonnade, muss sich in den Gebel
hinein ausgedehnt haben. Dies erklärt er mit dem wohl schattigeren
Standort so dicht am Tempel und der damit verbundeneren
längeranhaltenden Feuchtigkeit im Boden. |
Demgegenüber beschreibt er ein, durch die Ausgrabungen in zumindest einem
Baumloch zutage getretenes
Arbeitsdetail altägyptischer Gärtner, das eine längere Wachstumsperiode
in Frage stellt. |
Und zwar wurden gut 1,80 m lange Stangen gefunden die horizontal dicht
beieinander lagen [7].
Hierbei handelte es sich um Sykomorenäste die ca. 15 cm unter der
Oberfläche lagen. Aus ihnen spross einstmals recht schnell ein starkes
grünes Buschwerk, so dass die Gärtner schnelle Resultate erzielten.
Winlock beschreibt allerdings [8],
dass die Gärtner die Bewässerung nicht lange durchführten und das noch
junge Buschwerk abstarb und entfernt wurde. Spuren der Äxte müssen sich
im Holz erhalten haben. Arnold [9]
bemerkt in einer Anmerkung, dass wohl niemand die Jahresringe gezählt
hat. Wie alt das Buschwerk wurde ist demnach nicht bekannt. Woraus
Winlock schloss, dass es sich um junge Büsche handelte, ebenfalls nicht.
Leider ist der Literatur nicht zu entnehmen in welchem oder welchen
Pflanzlöchern dieser Befund zutage kam, nur dass es sich um eines oder
mehrere der großen Baumlöcher handeln muss. |
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Arnold, Mentuhotep Notes, Tf. 17 d |
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Ebenfalls sind heute im Gelände wieder die beiden länglichen Blumenbeete
zu erkennen. Sie haben eine Breite von ca. 1,75 m -
1,85 m und einer Länge von 6,80 m und verbinden die Bäume S I und S II,
sowie S II und S III miteinander.
Im Norden scheint kein vergleichbarer Befund während der Ausgrabung
gefunden worden zu sein. Die Blumenbeete waren beim Auffinden mit Ziegeln
verfüllt. Winlock hatte noch Pflanzenstengel und
Wurzelreste gefunden. Weitere Angaben machte er dazu allerdings nicht. Sie
wurden sehr wahrscheinlich nicht näher untersucht und sind heute nicht
mehr vorhanden.
Im Bild sieht man eines der rechteckiges Blumenbeete zwischen den großen Pflanzlöcher. Am rechten Rand des Pflanzloches
(S III) sieht man eine bestattete
Standfigur Mentuhotep Nebhepetres liegen, ein Befund der bei den großen
Pflanzlöchern häufiger auftauchte.
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Arnold, Mentuhotep Notes, Tf. 16a
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Literatur: |
Dieter Arnold: The Temple of Mentuhotep at Deir
el-Bahari. From the Notes of Herbert Winlock. New York 1979 |
Bonnie Sampsell:
The Mortuary Temple of Hatshepsut at Deir El-Bahri: The Construction and
Restoration of a Masterpiece, Part 1, Ostrakon 16,2/2005 |
Herbert E. Winlock: The Egyptian Expedition 1921 - 1922,
in: BMMA II 17/1922, p. 24 - 28 |
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