Uschebti
|
|
SAbtj |
last update:
08.09.2008
|
|
Uschebti, der Begriff steht für meist mumienförmige Statuetten. Sie
tauchen mit Beginn des Mittleren Reiches in der Grabausstattung von
Privatpersonen auf. Königliche Uschebtis finden sich mit Beginn der 18.
Dynastie.
Der Begriff Uschebti wird zumeist mit "Antworter" übersetzt.
Diese Übersetzung geht auf die in der Spätzeit verwendete Schreibung
wSbtj [1] zurück. Die kurzen Inschriften zahlreicher Uschebtis
bezeugen, dass diese im Jenseits "antworten" sollen wenn der Verstorbene
zur Arbeit gerufen wird.Uschebtis wurden aus Holz gefertigt, aus
Wachs, Nilschlamm, Stein oder Fayence. Fanden sich in den frühen Gräbern
nur vereinzelte Exemplare, so wurde ab dem Ende der 18. Dynastie ein
Satz von 365 Uschebtis mit ins Grab gegeben - eines für jeden Tag des
Jahres. Später kamen noch Aufseherfiguren hinzu, die überwachen sollten
ob die Uschebtis ihre Arbeit korrekt verrichteten - bis zu einer
Aufseherfigur pro Dekade [2], was den Uschebtisatz auf 401-402
Uschebtis
erhöhte. Vermögende Grabherren konnten mehrere Uschebtisätze in ihrem
Grab beherbergen, so dass durchaus über 1000 Uschebtis (z. Bsp. in
Königsgräbern) eines
Verstorbenen gefunden werden können. Ihre Herstellung wird zur
Serienproduktion. Ihre Größe schwankt von kleinen Statuetten bis hin zur
lebensgroßen Statue [3]. |
Uschebti in Leiden |
Uschebtis tragen meist Inschriften. Zu finden ist der Name des
Verstorbenen, zum Teil mit Filiationsangabe. Später wird dieser Text
durch Opferformeln erweitert, bis hin zu einem häufig vertretenen Text,
der als Spruch 6 Aufnahme im Totenbuch findet: |
O ihr U[schebtis], wenn ich verpflichtet werde, irgendeine Arbeit zu
leisten, die dort im Totenreich geleistet wird - wenn nämlich ein Mann
dort zu seiner (Arbeits)leistung verurteilt wird -, dann verpflichte du
dich (zu) dem, was dort getan wird, um die Felder zu bestellen und die
Ufer zu bewässern, um den Sand (Dünger) des Ostens und des Westens
überzufahren. 'Ich will es tun, hier bin ich' sollst du sagen. [4]
[*]
|
Schneider [5] sieht in den Ka-
und Dienerfiguren des Alten Reiches die Vorläufer der Uschebtis. Im
Gegensatz zu Dienerfiguren befolgen Uschebtis nicht die Anweisungen des
Grabinhabers, sondern treten an dessen Stelle wenn er von den Göttern
zur Arbeit gerufen wird. |
Andere Ägyptologen [6]
betrachten die frühen, gegliederten Figuren, wie sie im Totentempel
Mentuhotep Nebhepetres gefunden wurden, noch nicht als richtige
Uschebtis. Für sie tauchen die ersten Uschebtis erst unter Amenemhet
III. auf.
Eventuell sind die frühen Figuren lediglich eine Rückversicherung
für den Fall, dass der Körper des Verstorbenen zerstört wird. In diesem
Falle dienen die Figuren als Körperersatz. Nicht zu vergleichen sind
diese Figuren mit den als "Beischläferinnen"
bezeichneten Frauenfiguren.
|
Im Laufe der ptolemäischen Zeit verschwinden die Uschebtis allmählich aus
der Grabausstattung. |
Die ältesten gefundenen Uschebtis sind aus Wachs oder aus Nilschlamm
geformt. Im Gegensatz zu späteren Uschebtis sind sie nicht mumienförmig
gestaltet sondern zeigen den nackten menschlichen Körper mit den
Geschlechtsmerkmalen des Verstorbenen. Die Arme liegen seitlich,
ausgestreckt am Körper an. Den nackten Körper hat man, vergleichbar dem
Verstorbenen, in Mumienbinden gehüllt und in einem Miniatursarg
bestattet. |
|
©
MFA Boston;
Inv. Nr.:
37.550a-c;
Uschebti und Miniatursarg der Neferu |
Zu den frühesten Exemplaren gehören neun Uschebtis mit Miniatursärgen [7]
der Neferu, Schwestergemahlin Mentuhotep Nebhepetres, sowie je ein
Exemplar der Damen Kawit und Kemsit und ein Uschebti
des Siah, Sohn des Ren-iker. Alle stammen aus dem Bereich des
Totentempels von Mentuhotep Nebhepetre in Deir el-Bahri. Die Uschebtis
der Neferu wurden in ihrem Grab gefunden, am nördlichen Rand des
Talkessels. |
|
|
Uschebtis der Neferu, aus: Hayes I, fig.
215 (rechts, und links Detail daraus) |
Von den vier bei Hayes abgebildeten Uschebtis der Neferu bestehen zwei aus
Wachs und zwei aus Holz. Deutlich sieht man die verschiedenen Größen und
die Qualität der Stücke. Zwei der Stücke tragen kurze Inschriften aus
schwarzer Tinte. Auf dem Detailausschnitt des Bildes ist eine der
Inschriften zu sehen, sie nennt Neferu, geboren von
Jah. Die Köpfe sind mit Harz
bestrichen, die Körper waren in Leinenstücke eingepackt. |
Die Uschebtis waren in schmalen, rechteckigen Miniatursärgen aus Holz
bestattet, die den großen Särgen originalgetreu nachgearbeitet waren.
Einer war aus einem Stück gearbeitet (siehe Boston), die anderen waren aus Holzplatten
zusammengebaut. Die Särge sind zwischen 7 1/4 bis 9 1/4 inches [8]
groß. Zum Teil sind sie weiß oder gelb bemalt. Alle tragen ein
Udjat-Auge und eine Sarginschrift in grüner Farbe auf dem Deckel und den
Seiten des Sarges. |
Der Miniatursarg des Uschebti von Siah [9]
ist denen der Neferu ähnlich. Er enthielt allerdings eine rohe
Wachsfigur, an der die Arme und Beine nicht deutlich ausgearbeitet
waren. Der Körper ist nicht nackt, sondern bereits in der später so
gebräuchlichen Mumienform gebildet. Eine Tinteninschrift nennt den Namen
Siah (sA-IaH) und den seines Vaters Ren-iker (Rnj-ikr). Die Datierung des Grabes
Naville 13, im
südlichen Dreieckshof, dem das
Stück zugeordnet wird ist unsicher. Das Grab wurde von Naville gefunden,
der Miniatursarg mit Figur erst Jahrzehnte später während der
Winlock-Grabung. Er befand sich unter einem Stein in Nähe des Grabes.
Der Ausgräber vermutet, dass antike Grabräuber es dort, weil für sie
wertlos, versteckten. |
|
|
BMMA 17, p. 45 fig. 36 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Literatur: |
William C. Hayes: The Scepter of Egypt. A Background of
the Egyptian Antiquities in The Metropolitan Museum of Art. Part I: From
the Earliest Times to the End of the Middle Kingdom. New York 1953, p.
326-327
Édouard Naville: The XIth [eleventh] dynasty temple at Deir el-Bahari.
Bde I. London 1907
Hermann Schlögl: Uschebti, in: LÄ VI, Sp. 896-899
Hans D. Schneider: Shabtis : an introduction to the history of
ancient Egyptian funerary statuettes with a catalogue of the collections
of Shabtis in the National Museum of Antiquities at Leiden, Part I,
Leiden 1977
Herbert E. Winlock: Excavations at Thebes, BMMA 17/1922
Herbert E. Winlock: The Egyptian Expedition 1923 - 1924, in: BMMA II
19/1924 |
|
|