Saff-Grab

Entwicklung

last update: 05.09.2008


Die allgemeinen Merkmale dieser Gräber wurden bereits unter "Saff-Gräber" angesprochen.
Deutlich unterscheiden sich die Saff-Gräber des Mittleren Reiches von denen des frühen Neuen Reiches. Die unterscheidenden Merkmale sollen hier aufgeführt werden.
Die Pfeiler der Saff-Gräber im Mittleren Reich haben einen rechteckigen Grundriss und nach aussen geböschte Fassaden. Während im frühen Neuen Reich die Pfeilerwände gerade und die Pfeiler quadratisch sind.

Aussenfront von MMA 1120 aus dem Mittleren Reich, deutlich zu sehen die geböschten Pfeilerwände

 

Hier die Fassade des Grabes von Hapuseneb (TT 67) ein Zeitgenosse Hatschepsuts. Deutlich zu sehen sind die geraden, im Querschnitt eher quadratischen Pfeiler.
 

Der rechteckige Pfeilerquerschnitt ist bei Dagi (TT 103) ziemlich extrem. Hier wurde, auf Grund der Gesteinsqualität, die Böschung und Tiefe der Pfeiler zum Teil durch Aufmauerungen von Ziegeln vor dem Fels erreicht.

Fassade des Dagi (TT 103)
 

Nur bei den "Königsgräbern" von El-Tarif ist diese Pfeilerreihe zweireihig. In der Regel befindet sich direkt hinter der Pfeilerreihe ein Pfeilergang

Die Decke oder Raumhöhe des dahinterliegenden Pfeilerganges ist im Mittleren Reich mit der Höhe der Durchgänge identisch. Dies bedeutet, der Durchgang schließt mit der Decke glatt ab. Im linken Bild des Grabes MMA 1120 deutlich zu sehen.
Anders im frühen Neuen Reich. Hier liegt die Decke etwas höher als die Interkolumnien [1]. Deutlich ist dies zu sehen auf dem rechten unteren Bild wo über den Durchgängen noch ein Absatz, architravähnlich unter der Decke verläuft.

MMA 1120
 

TT 67  - Hapuseneb
 

Während im Mittleren Reich die Durchgänge zwischen den Pfeilern der Fassade frei sind, finden wir im frühen Neuen Reich die Interkolumnien geschlossen. Entweder komplett, oder so dass lediglich ein Fenster im oberen Bereich der Interkolumnie frei bleibt. Dies kann durch eine nachträgliche Vermauerung der Durchgänge geschehen (siehe Hapuseneb [2]) oder durch stehen lassen des Felsens (so zum Beispiel in TT 71 - Senenmut)
Mehrfach sind diese Interkolumnienwände und auch die Pfeilerfassade mit einer Nischendarstellung ausgearbeitet. Besonders gut ist dies noch beim Grab TT 131 des Useramun zu sehen. Aber auch die Gräber TT 67 des Hapuseneb und TT 71 des Senenmut weisen eine Nischengliederung der Interkolumnienwände auf.

TT 131, Grab des Useramun - Datierung: Ahmose bis Thutmosis III.
 

Mittig zum Pfeilergang und der Fassade liegt ein Korridor, auch Tiefgang genannt. Im Mittleren Reich hat dieser Korridor ein Breite von ca. 2 m [3]. In den Saff-Gräbern des frühen Neuen Reiches ist er schmäler.
Der Übergang vom Pfeilergang in den Korridor ist unterschiedlich gearbeitet.

Während im Mittleren Reich ein offener, unverbauter  Übergang zum Korridor vorhanden ist, verengt sich im frühen Neuen Reich der Durchgang durch eine Türkammer [4].
Diese wird bei neuen Gräbern direkt aus dem anstehenden Fels gearbeitet.
Bei den aus dem Mittleren Reich wiederverwendeten Gräbern wird sie mit Ziegeln eingebaut. Nach dem Verputzen der Wände waren diese nicht mehr zu sehen und unterschieden sich nicht von aus Stein gearbeiteten Türkammern.

MMA 1121

Drei Formen des Überganges Pfeilergang - Korridor

-485- nach Kampp
 

TT 67  - Hapuseneb
 

Der Korridor führt zur Kultkammer, welche im Mittleren Reich ein quadratischer Raum ist. Diese Raumform ist im frühen Neuen Reich nicht mehr zwingend gegeben. Die Kultkammern können nun auch längs- oder quer-rechteckig sein
Die frühesten Saff-Gräber in El-Tarif haben im Kultraum lediglich einen Pfeiler. Doch bereits vor der Reichseinigung ändert sich das und die Kultkammer erhält zwei Pfeiler. In der Zeit nach dem der Friedhof nach Deir el-Bahri und ins Asasif wechselte haben die Kultkammern ersteinmal keine Pfeiler mehr.
Im frühen Neuen Reich nimmt die Pfeiler- nun auch Säulenzahl je nach Raumgröße zu.

Kultkammer W 4 mit 2 Pfeilern in Saff el-Dawaba; Arnold, El-Tarif Tf. 13 b
 

Der Grabschacht zweigt im Mittleren Reich in der Regel von der Kultkammer ab. Als schräger Gang, oder senkrechter Schacht führt er zur Grabkammer. Das frühe Neue Reich verlegt die Bestattung meist in den Vorhof des Grabes.
 

Die Dekoration

Die Wände der Gräber wurden oft nur roh aus dem schlecht zu bearbeitenden Gestein [5] geschlagen und mit einem weißen, scheinbar unbemalten Lehmputz geglättet [6].
Die frühen Saff-Gräber waren undekoriert, lediglich weiß geputzt und mit Stelen versehen. Die Königsgräber in El-Tarif hatten einen Fries aus Grabkegel über der Pfeilerfassade. Diese waren rot bemalt [7] und hoben sich somit gut von der weiß verputzten Fassade ab. Die Grabkegel der 11. Dynastie waren noch unverziert. Später trugen sie die Namen der Grabinhaber und Titel.
Die Grabkegel waren wahrscheinlich in eine Fassadenaufmauerung aus Ziegel eingebracht. Diese Aufmauerungen lassen sich heute nur noch vereinzelt an den Gräbern nachweisen.
Ab Antef III. [8] erhalten die Gräber dekorierte Wandverkleidungen und ab Mentuhotep Nebhepetre können sie mit Wandmalereien ausgestattet werden. Qualitativ hochwertiger sind reliefierte Kalksteinverkleidungen der Wände wie sie zum Beispiel bei Dagi (TT 103) und den Korridorgräbern gefunden wurden.
 

1  als Interkolumnien bezeichnet man die Abstände zwischen Säulen oder Pfeilern antiker Bauten

2  zur Frage ob es sich bei TT 67, dem Grab des Hapuseneb, um ein wiederverwendetes Mittleres Reich Grab handelt siehe hier.

3  nach Kampp, Friederike: Die Thebanische Nekropole. Zum Wandel des Grabgedankens von der XVIII. bis zur XX. Dynastie. Mainz 1996, S. 328

4  als Türkammer bezeichnet man die Veränderung eines Durchganges wegen einer Tür. Hierbei kann es sich um eine Verengung oder Erweiterung handeln. Dazu gehört auch der Bereich den die geöffnete Tür an der Wand einnimmt. Zur Gebrauch der Türkammer im Mittleren Reich und im frühen Neuen Reich siehe: Kampp, Friederike: Die Thebanische Nekropole. Zum Wandel des Grabgedankens von der XVIII. bis zur XX. Dynastie. Mainz 1996, S. 290 Anm. 4

5  es handelt sich um zusammengebackenen Kieselschotter

6  Arnold, Dieter: Das Grab des Jni-jtj.f. Die Architektur. Mainz 1971, S. 37

7  zumindest bei den zum Saff el-Dawaba gehörenden Grabkegeln konnte eine dunkelrote Schlemmung am Kopfende festgestellt werden. So: Arnold, Dieter: Gräber des Alten und Mittleren Reiches in El-Tarif, Mainz 1976, S. 20

8  So wurden im Saff el-Baqar, dem Grab Antef III. Reste von Wand und Bodenverkleidungen gefunden wie wir sie aus späteren Beamtengräber unter Mentuhotep Nebhepetre kennen.  Arnold, Dieter: Gräber des Alten und Mittleren Reiches in El-Tarif, Mainz 1976, S. 34

 

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