Das Saff-Grab hat seinen Namen vom arabischen
Begriff „Saff“ für Reihe und leitet sich von den in einer Reihe
stehenden Pfeilern am Grabeingang ab. Zu Deutsch sind es demnach
Pfeilergräber. Arnold [1]
benutzt dafür den Begriff "Pfeilertyp", gebräuchlich ist
ebenfalls der Begriff des Portikusgrabes [2].
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Zwei Saff-Gräber in Schech Abd
el-Gurna
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Es handelt sich um eine lokal und zeitlich begrenzte
Grabform des thebanischen Raumes in der 1. Zwischenzeit und der frühen
11. Dynastie mit einer kurzen Renaissance in der frühen 18. Dynastie.
Außerhalb von Theben finden wir Grabanlagen dieses Typus
lediglich in Erment [3], Gebelein [4] und Dendera
[5].
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Zu den frühesten datierbaren Saff-Gräbern gehören die
"Königsgräber" in El-Tarif.
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Vivant Denon: Voyage, nach Clayton
wiederentdeckte Ägypten S. 133
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In Theben findet man diese Grabform im Friedhof El-Tarif,
im Gebiet von Deir el-Bahri, dem Asasif und in Schech Abd el-Gurna.
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Die Landschaft in El-Tarif, wohl der Entstehungsort dieser Grabform, hat keinen aufsteigenden Fels,
d.h. keine Felswände in
die die Gräber hineingebaut werden konnten. So baute man versenkte
Vorhöfe mit einer Tiefe von 3-6 m auf einer Länge von bis zu 300 m.
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Das ursprüngliche Saff-Grab besteht demnach aus einem
langen, in den sanft ansteigenden Felsen geschnittenen Vorhof. In der Rückseite
(Westwand) befindet sich, meist mittig, der Eingang in das Grab. Diesem
Eingang ist eine einfache oder doppelte Pfeilerreihe mit bis zu 12
Pfeilern [6]
in einfacher Reihung [7]
vorgelagert. Der obere Abschluss war häufig eine Grabkegelreihe. Die
Grabkegel der 11. Dynastie waren noch unverziert. Spätere tragen
Siegelabdrücke mit Namen des Grabinhabers.
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Saff el-Kisasija, Arnold, El-Tarif S.
30
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nach LÄ V, sv
Saff-Grab
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Ein kurzer Korridor führt in die niedrige,
quadratische Kultkammer. Diese hatte ursprünglich einen, später zwei
Pfeiler [8].
Im Bereich des Saff el-Baqar befinden sich meist Zweipfeiler-Kultkammern,
während sich um das Saff el-Dawaba in der Regel Einpfeiler-Kultkammern finden.
So kann man eine Entwicklung vom Ein- zum Zweipfeilergebrauch in der
Kultkammer annehmen.
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Blick in eine
Einpfeilerkammer in der Nordwand von Saff el-Dawaba
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In allen größeren thebanischen Gräbern des Mittleren
Reiches ist in der
Kultkammer eine Ka-Statue vorhanden gewesen, vor der der Totenkult
vollzogen werden konnte [9]. Von der Kultkammer geht ein Gang oder Schacht zur
Grabkammer ab.
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Familienangehörige können rechts und links der
Kultkammer des Grabinhabers mit eigenen Kult- und Grabkammern bestattet
werden.
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An den Seitenwänden des Hofes sind bei größeren
Anlagen die Kammergräber des Hofstaates/der Angestellten eingearbeitet. |
Höfe sind durch das gesamte Mittlere Reich hindurch in der Regel nur
seitlich begrenzt und nach vorne hin offen . Wie immer bestätigen auch
hier Ausnamen (Meketre TT 280, Antef TT 386, oder Saff el-Kisasija) die
Regel. Die niedrigen Seitenwangenmauern wurden den Abhang hinunter mit
Ziegeln erbaut, die parallel zum Hanggefälle versetzt wurden. Diese
sogenannten Seitenwangenmauer sind selten bis zu ihrem oberen Abschluss
erhalten. Für das Neue Reich kann man stellenweise einen abgerundeten
Abschluss, ähnlich der Aufwegsmauer Thutmosis III. annehmen. [10]
Die Mauern im Tempel Mentuhotep Nebhepetres haben ebenfalls einen
gerundeten Abschluss erhalten, so dass man diese Form der Mauerkrone
auch für das Mittlere Reich annehmen kann.
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Die Saff-Gräber werden von sogenannten Korridorgräbern [11]
abgelöst. Diese verzichten auf die Pfeilerreihe vor dem Grabeingang und
haben an dieser Stelle eine glatte Grabfassade. Zahlreiche
Korridorgräber findet man am Nordabhang des Talkessels von Deir
el-Bahri, wie zum Beispiel das Grab des
Cheti.
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Korridorgrab des
Cheti,
MMA 508 (= TT 311)
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Die Sitte der Saff-Gräber lebt am Beginn der 18. Dynastie wieder auf. Ein
Beispiel hierfür wäre TT 71, das erste Grab des Senenmut. Zum Teil wurden die
alten Gräber einfach wiederbenutzt.
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